Francesco Solimena: Karl VI. erhält das Inventar der kaiserlichen Gemäldegalerie überreicht, 1728

G. Daniel Heumann (nach Salomon Kleiner): Verherrlichung der Kunst- und Baubestrebungen Karls VI., Titelblatt des 3. Bandes der „Wahrhafften und genauen Abbildungen“, Kupferstich, 18. Jahrhundert

Kaiser Karl VI. im Jagdkostüm, Gemälde, 18. Jahrhundert

Karl VI., der letzte Habsburger

Francesco Solimena: Karl VI. erhält das Inventar der kaiserlichen Gemäldegalerie überreicht, 1728

G. Daniel Heumann (nach Salomon Kleiner): Verherrlichung der Kunst- und Baubestrebungen Karls VI., Titelblatt des 3. Bandes der „Wahrhafften und genauen Abbildungen“, Kupferstich, 18. Jahrhundert

Kaiser Karl VI. im Jagdkostüm, Gemälde, 18. Jahrhundert

Karl VI. gilt als der „letzte Barockkaiser“ und „Habsburger des alten Typus’“

Francesco Solimena: Karl VI. erhält das Inventar der kaiserlichen Gemäldegalerie überreicht, 1728

G. Daniel Heumann (nach Salomon Kleiner): Verherrlichung der Kunst- und Baubestrebungen Karls VI., Titelblatt des 3. Bandes der „Wahrhafften und genauen Abbildungen“, Kupferstich, 18. Jahrhundert

Kaiser Karl VI. im Jagdkostüm, Gemälde, 18. Jahrhundert

Geboren am 1. Oktober 1685 in Wien als zweiter Sohn Kaiser Leopolds I. und dessen dritter Gemahlin Eleonore Magdalena von Pfalz-Neuburg, stand Karl zunächst im Schatten seines älteren Bruders Joseph.

Karl, der als scheu und zurückhaltend charakterisiert wird, ähnelte mit seiner prominenten Kinnpartie physisch seinem Vater und damit dem klassischen Habsburgertypus – im Gegensatz zu Joseph, der als außergewöhnlich gutaussehend und extrovertiert beschrieben wird.

Als bestimmende Charakterzüge des jüngeren Kaisersohnes werden Schwerfälligkeit, Detailverliebtheit und eine ausgeprägte Vorliebe für Zeremoniell und Prunk angeführt. Karl, oft entscheidungsschwach, fand Rückhalt im starren Reglement des Spanischen Zeremoniells, das die Person des Herrschers unnahbar und entrückt von alltäglichen Banalitäten erscheinen lassen sollte, was seinem verschlossenen Charakter entsprach. Auf Distanz zu seiner höfischen Umgebung bedacht, ließ er nur wenige Menschen an sich heran. Seinen Favoriten vertraute er allerdings blindlings, was diese zu einflussreichen, umworbenen, aber auch verhassten Personen bei Hofe werden ließ.

Anders als sein promiskuitiver Bruder Joseph entsprach Karls eheliches Verhalten zumindest nach außen der am Wiener Hof geforderten Einhaltung der  katholischen Sexualmoral. Einen Blick hinter die Kulissen gewähren allerdings die erhaltenen Tagebücher, in denen Karl in einer schwer lesbaren Schrift und in notizartig kurzen Sätzen seinen Tagesablauf beschrieb: Hier stößt man auf Hinweise auf kurze Abenteuer mit Personen beiderlei Geschlechts.

Die Erziehung Karls war stark von Jesuiten beeinflusst, womit die Biografen Karls dessen konservative Einstellung begründen. Karl war geprägt vom gegenreformatorischen Katholizismus, unter seiner Regentschaft kam es zu zahlreichen repressiven Maßnahmen der Staatsgewalt gegen Nichtkatholiken, in erster Linie Protestanten und Juden.

Ein positiver Aspekt der Regentschaft Karls war dessen ausgeprägtes Kunstmäzenatentum. Im Bereich der Architektur, wo der Wiener Hof zuvor ins Hintertreffen geraten war, holte man dank einiger Großprojekte unter der Leitung des Hofarchitekten Johann Bernhard Fischer von Erlach auf. Am Beispiel der Karlskirche kann man bis heute gut nachvollziehen, wie sehr gerade die Baukunst ein bedeutendes Instrument der Propaganda dynastischer Ideologie (Stichwort „Kaiserstil“) war.

Karl initiierte auch die Reorganisation der kaiserlichen Sammlungen. Sein persönlicher Interessensschwerpunkt lag aber vor allem in der Musik: selbst ein begabter Musiker, erreichte die Musikpflege am Wiener Hof unter seiner Ägide ein beeindruckendes Niveau. Enorme Summen wurden für Konzerte, Ballett und Oper ausgegeben.

Eine weitere große Leidenschaft des Kaisers war die Jagd, die den Terminkalender des Hofes mitbestimmte. Das kaiserliche Vergnügen wurde jedoch einmal getrübt durch einen tragischen Jagdunfall, als Karl irrtümlich einen hochrangigen Hofadeligen, den Fürsten Adam Schwarzenberg, tödlich traf.

Martin Mutschlechner