Kaiserliche Hoheiten als Namenspatrone – Die Eisenbahn schafft neue Bewegungsräume

Personenwagen einer Spielzeugeisenbahn, um 1928

Ferdinand Groll: Kaiser-Ferdinand-Nordbahnhof, 1866

Andreas Groll: Kaiserin-Elisabeth-Bahnhof, 1860

Die Kaiser-Ferdinand-Nordbahn, die Kaiserin-Elisabeth-Westbahn, die Kaiser-Franz-Josephs-Bahn und die Kronprinz-Rudolf-Bahn – auch wenn man eine (Bahn)Reise tat, waren die Habsburger allgegenwärtig.

Personenwagen einer Spielzeugeisenbahn, um 1928

Ferdinand Groll: Kaiser-Ferdinand-Nordbahnhof, 1866

Andreas Groll: Kaiserin-Elisabeth-Bahnhof, 1860

Der Bau und die Etablierung der Eisenbahn in der Habsburgermonarchie liefen keineswegs konfliktfrei ab: Ärzte bescheinigten der Eisenbahn eine gesundheitsgefährdende Wirkung, Postangestellte fürchteten um ihren Arbeitsplatz und die Polizei erwartete Schwierigkeiten bei der Kontrolle von Personen. Franz II./I. lehnte das Ansuchen des Bankiers Salomon Rothschild, die erste Eisenbahnstrecke zu errichten, ab, weil er darin eine Gefahr für den Absolutismus und die Monarchie sah. Sein Nachfolger Ferdinand I. bewilligte das Bauvorhaben, weswegen die erste Eisenbahnstrecke (eröffnet 1839) zwischen Wien und Brünn "Kaiser-Ferdinand-Nordbahn" getauft wurde.

Die Skeptiker der Eisenbahn fühlten sich bestätigt, als schon der erste Zug bei seiner Rückfahrt von Brünn nach Wien verunglückte. Auch die Angst der Polizei vor einem organisatorischen Mehraufwand bewahrheitete sich zumindest vorerst: Bei den ersten Fahrten mussten die Fahrgäste am Vortag ihrer Reise einen Passierschein bei der Polizei abholen, diesen dann am Zielort der Reise abstempeln lassen und bei der Rückkehr in Wien wieder bei der Polizei abgeben. Trotz dieses Aufwandes lohnte es sich, mit der Eisenbahn zu reisen, denn allein auf der Strecke von Wien nach Graz verkürzte sich die Reisezeit gegenüber der Postkutsche von 29 auf neun Stunden.

Die Eisenbahn veränderte nicht nur die Bewegungsmöglichkeiten der Menschen, sondern auch die Städte – so auch das Stadtbild Wiens. Die Kopfbahnhöfe Wiens – Kopfbahnhof, weil in Wien die Bahnstrecken ihren Anfangs- und Endpunkt hatten – waren riesige Repräsentationsbauten, bei denen "keine Kosten gescheut wurden", wie der Architekt des Nordbahnhofes meinte. Sie mussten jedoch den politisch-militärischen Anliegen der regierenden Monarchen angepasst werden. Der Ostbahnhof beispielsweise musste niedrig gebaut werden, um etwa im Falle eines Aufstandes oder einer Revolution ein freies Schussfeld vom benachbarten Arsenal in das Stadtzentrum zu gewährleisten.

Christina Linsboth