Jeder Region ihre Aufgabe? 'Arbeitsteilung' in Habsburgs Ländern

Ludwig von Schedius: Landkarte von Ungarn, Mitte des 19. Jahrhunderts

Zusammensetzspiel für die Jugend (Karte von Österreich-Ungarn)

Am einen Ende der Monarchie Agrarlandschaften, am anderen Ende Industrieregionen – so unterschiedlich präsentierte sich die Wirtschaftsstruktur der Habsburgermonarchie.

Ludwig von Schedius: Landkarte von Ungarn, Mitte des 19. Jahrhunderts

Zusammensetzspiel für die Jugend (Karte von Österreich-Ungarn)

Die riesige Habsburgermonarchie war nicht nur sprachlich recht vielfältig, sondern auch wirtschaftlich. Während Böhmen und Niederösterreich inklusive der Reichshaupt- und Residenzstadt Wien das höchste Bruttoinlandsprodukt aufwiesen, standen Dalmatien, die Bukowina und Galizien am untersten Ende der Liste. Daran wird bereits die Arbeitsteilung in der Monarchie deutlich: Während die österreichische Reichshälfte vergleichsweise hoch industrialisiert war, produzierten die ungarischen Länder landwirtschaftliche Produkte, die zum Export nach Cisleithanien bestimmt waren und dienten umgekehrt als Abnehmer für die industriellen Güter aus diesem Teil der Monarchie. Entsprechend dieser Arbeitsteilung förderte die Regierung auch die industrielle Weiterentwicklung in den österreichischen Ländern. An manchen Regionen, etwa Bukowina und Galizien, herrschte gar kein wirtschaftliches, sondern vor allem militärisches Interesse. Große Vorbilder in Sachen Industrialisierung waren Frankreich und besonders England. Erzherzog Johann etwa reiste nach England und machte mit dem vermeintlichen Erfinder der Dampfmaschine James Watt – vermeintlich, weil er diese nicht erfand, sondern 'nur' weiterentwickelte – Bekanntschaft.

Es entstanden ganze Industrielandschaften und -regionen: Zunächst zogen die Städte Fabriksansiedlungen an, weil dort ausreichend qualifizierte Arbeitskräfte und Absatzmöglichkeiten vorhanden waren. Zudem konnten die Industriellen in den Städten auf ein Reservoir an ungelernten und daher billigen Arbeitskräften zurückgreifen. Fabriksarbeiterinnen verdienten mit dem Argument, dass ihre Arbeit qualitativ minderwertiger wäre, weitaus weniger. Weil die Bodenpreise und die Löhne in den Städten mit fortschreitender Industrialisierung  anstiegen, wurden Fabriken auch zunehmend in ländlichen Gebieten angesiedelt, wo Boden und ArbeiterInnen billiger waren. Die Ausbreitung der Industrie auf ländliche Gebiete wurde in großem Stil erst mit der Eisenbahn möglich, weil diese einen vergleichsweise raschen Transport der Waren und Rohstoffe ermöglichte. Infolgedessen entwickelten sich die meisten Industriestandorte auch entlang der Eisenbahnstrecken.

Christina Linsboth