Ferdinand II.: Ein katholischer Fundamentalist

Joseph Heintz der Ältere: Kaiser Ferdinand II. mit einem Hofzwerg, 1604

Ferdinand II. stach durch eine extreme, geradezu bigotte Frömmigkeit hervor und entwickelte dabei einen fanatischen Eifer in der Verteidigung der Belange der katholischen Religion. Als Herrscher sah er die Mühen der Regentschaft als göttliche Prüfungen, die er nach bestem Wissen und Gewissen zu meistern hatte.

Joseph Heintz der Ältere: Kaiser Ferdinand II. mit einem Hofzwerg, 1604

Der steirischen Linie der österreichischen Habsburger entstammend, kam Ferdinand am 9. Juli 1578 als zweiter Sohn von Erzherzog Karl von Innerösterreich und Maria von Bayern in Graz zur Welt.

Der religiöse Fundamentalismus in seinem Umfeld war für ihn prägend: Der Grazer Hof war um 1600 das Zentrum der Gegenreformation in den österreichischen Ländern. Die Jesuiten überwachten hier die streng tridentinische Auslegung der katholischen Lehre. Die 1585 neu gegründete Universität Graz stand unter ihrer Aufsicht, und der junge Ferdinand wurde bezeichnenderweise ehrenhalber als erster Hörer immatrikuliert.

Tatsächlich wurde Ferdinand ab 1590 zur Erziehung den Jesuiten im bayrischen Ingolstadt, der katholischen Kaderschmiede im deutschsprachigen Raum, anvertraut. Die Verbindung zu Bayern, der Schutzmacht der katholischen Gegenreformation im Reich, verdankte Ferdinand seiner Mutter. Die Jesuiten übten zeitlebens einen bedeutenden Einfluss auf den späteren Kaiser aus, als Beichtväter waren sie zugleich seine engsten Berater in wichtigen politischen Fragen.

Nach dem frühen Tod des Vaters 1590 wurde Ferdinand mit nur zwölf Jahren zu dessen Nachfolger als Landesfürst, wobei die Geschäfte in den Händen einer Vormundschaftsregierung lagen. Das ererbte Territorium wurde als Innerösterreich bezeichnet und umfasste neben dem Hauptland Steiermark auch Kärnten und Krain sowie die habsburgischen Gebiete an der Oberen Adria und in Friaul. 1596 wurde Erzherzog Ferdinand schließlich für volljährig erklärt.

Ferdinand machte kein Geheimnis daraus, dass die kompromisslose Verteidigung der katholischen Religion seine Regentschaft bestimmen würde. Anlässlich einer Reise nach Loreto, einer italienischen Marienwallfahrtsstätte, gelobte er die völlige Rekatholisierung seiner Länder, koste es, was es wolle: Lieber wolle er über eine Wüste herrschen als über ein Land voller Ketzer.

Ferdinand war ein bedingungsloser Verfechter des Monokonfessionalismus, wonach Untertanen und Adel dem Landesfürsten in konfessionellen Belangen folgen sollten. Religion war in der Frühen Neuzeit nicht Privatsache, der totalitäre Anspruch der Staatsmacht auf die Religion war keine katholische Spezialität, sondern wurde auch in protestantischen Territorien erhoben.

Ferdinands Vorgehen war militant, streitbar und kompromisslos. Bereits sein Vater hegte ähnliche Vorstellungen, er war jedoch bei deren Verwirklichung mit einem starken Adel konfrontiert, der zum Großteil der Reformation anhing. Aus realpolitischen Gründen war Erzherzog Karl oft zum Einlenken gezwungen, denn die Türkengefahr machte den Landesfürsten abhängig von den Steuergenehmigungen der Landstände.

Der Vater hatte jedoch das Feld vorbereitet, und der Sohn wagte nun die offene Konfrontation. Die berüchtigten Reformationskommissionen zogen im Auftrag Ferdinands durch das Land. Die Untertanen wurden vor die Wahl gestellt, zum Katholizismus zu konvertieren oder auszuwandern. Gleichzeitig wurden protestantische Pfarrer und Lehrer vertrieben und die evangelische Kirchenstruktur zerstört. Dem Adel war das religiöse Bekenntnis zunächst noch freigestellt, jedoch begünstigte Ferdinand bei der Vergabe von Posten und Titeln unverhohlen Katholiken. Der erzherzögliche Hof gab unmissverständlich zu verstehen, dass eine Konversion zum Katholizismus reich belohnt werden würde – vor allem, da sich der baldige Aufstieg Ferdinands zum zukünftigen Kaiser und Oberhaupt der Dynastie immer deutlicher abzuzeichnen begann.

Martin Mutschlechner