Innenansicht des Hofsalonwaggons Elisabeths, Foto des Nachbaus im Sisi-Museum

Bericht vom Attentat auf Elisabeth, Zeitung "Le Petit Parisien", 25. September 1898

Dreikantfeile, mit der Kaiserin Elisabeth von Luigi Lucheni erstochen wurde, 1898

Elisabeth als Außenseiterin

Innenansicht des Hofsalonwaggons Elisabeths, Foto des Nachbaus im Sisi-Museum

Bericht vom Attentat auf Elisabeth, Zeitung "Le Petit Parisien", 25. September 1898

Dreikantfeile, mit der Kaiserin Elisabeth von Luigi Lucheni erstochen wurde, 1898

Elisabeth betrieb einen extremen Individualismus, der sie zunehmend zur Außenseiterin in der Welt des von Konventionen geprägten Wiener Hofes werden ließ.

Nicht soll Titania unter Menschen gehen

In diese Welt, wo niemand sie versteht,

Wo hunderttausend Gaffer sie umstehen,

Neugierig flüsternd: Seht, die Närrin, seht!

Wo Mißgunst neidisch pflegt ihr nachzuspähen,

Die jede ihrer Handlungen verdreht,

Sie kehre heim in jene Regionen,

Wo ihr verwandte schön’re Seelen wohnen.

Gedicht von Kaiserin Elisabeth, zitiert nach: Hamann, Brigitte: Elisabeth. Kaiserin wider Willen, München 1981, S. 607

Innenansicht des Hofsalonwaggons Elisabeths, Foto des Nachbaus im Sisi-Museum

Bericht vom Attentat auf Elisabeth, Zeitung "Le Petit Parisien", 25. September 1898

Dreikantfeile, mit der Kaiserin Elisabeth von Luigi Lucheni erstochen wurde, 1898

Elisabeth machte wenig Hehl aus ihrer Abneigung gegenüber den erstarrten Traditionen des Wiener Hofes. Ihre liberale Einstellung ließ sie bald Zweifel an der Lebensfähigkeit der Monarchie entwickeln. Sie sah sich als Fremdkörper in der Hofgesellschaft und entzog sich zunehmend ihren Verpflichtungen als Kaiserin. Ihr letzter großer Auftritt in der Öffentlichkeit fand 1879 anlässlich der Silberhochzeit an der Seite Franz Josephs statt, als die Stadt Wien einen großangelegten Umzug veranstaltete, der zugleich eine Art Eröffnungsfeier für die neu erbaute Ringstraße darstellte.

Trotz der Ablehnung der Zwänge, die mit ihrer Stellung als Kaiserin verbunden waren,  nahm sie aber die Privilegien, die sie ihrer sozialen Position verdankte, in Anspruch, vor allem die Mittel zur Finanzierung ihres extravaganten und kostspieligen Lebensstils. Ihre Passionen verschlangen Unsummen.

Ein Ventil, sich Freiheit zu verschaffen, war Elisabeths Reiselust. Das unstete Gemüt der Kaiserin führte sie immer auf die Suche nach neuen Destinationen. Elisabeth liebte das offene Meer und Schiffsreisen. Auch hier zeigte sich ihr Hang zum Unkonventionellen: So ließ sie sich nach Art der Matrosen tätowieren und kam von einer Seereise mit einem Anker auf der rechten Schulter zurück – zu Franz Josephs größtem Missfallen.

Auch innerhalb der Familie agierte sie erstaunlich unkonventionell: So förderte Elisabeth die Beziehung ihres Gatten zur Schauspielerin Katharina Schratt. Die Kaiserin sah sich dadurch von ihren ehelichen Pflichten entbunden und ihren Mann „in guten Händen“, denn die Schauspielerin vermochte dem alternden Kaiser jene Atmosphäre vertrauter Zuneigung und menschlicher Wärme zu bieten, die die rastlose Kaiserin nicht zu geben im Stande war.

Ein tragischer Wendepunkt in Elisabeths Leben war der Selbstmord ihres Sohnes Rudolf im Jahre 1889. Verstärkt durch die  Angst vor dem Alter flüchtete sie – nunmehr fast ausschließlich in schwarz gekleidet –  in Melancholie und Weltabgewandtheit. Elisabeth litt an Depressionen und begann Todessehnsüchte zu kultivieren.

Durch das Attentat, dem sie am 10. September 1898 an der Genfer Seepromenade zum Opfer fiel, wurde sie von einem Dasein erlöst, das ihr immer mehr zur Last wurde.

Ihre letzte Ruhestätte fand Elisabeth in der Wiener Kapuzinergruft.

Martin Mutschlechner