Wilhelm Lindenschmied: Einzug der verbündeten Monarchen in Leipzig nach der Schlacht, Kreidezeichnung

Napoleons Rückkehr von Elba, Druck nach Lithografie, erste Hälfte 19. Jahrhundert

Napoleon bei Waterloo, Druck nach Lithografie, erste Hälfte 19. Jahrhundert

Francesco Antommarchi: (Angebliche) Totenmaske Napoleons, Bronze, 1821

Die Schlechteren haben den Schlechten besiegt

Wilhelm Lindenschmied: Einzug der verbündeten Monarchen in Leipzig nach der Schlacht, Kreidezeichnung

Napoleons Rückkehr von Elba, Druck nach Lithografie, erste Hälfte 19. Jahrhundert

Napoleon bei Waterloo, Druck nach Lithografie, erste Hälfte 19. Jahrhundert

Francesco Antommarchi: (Angebliche) Totenmaske Napoleons, Bronze, 1821

Nach der Völkerschlacht von Leipzig waren Napoleons Tage gezählt. Nach einem kurzen Comeback wurde seine endgültige Niederlage im belgischen Waterloo zum Synonym für totales Scheitern.

Die Revolution war fertig schon
da kam der große Napoleon
Die Bürger haben ihn als Kaiser eingesetzt
Denn sie waren die Herren jetzt.
Seine Marschälle waren Schankwirtssöhne
Seine Grenadiere bekamen gute Löhne
Seine gewaltige Artillerie
Schaffte Platz für die Industrie.
Die Völker Europas haben ihn vertrieben.
Ihre eigenen Fürsten sind ihnen geblieben.
Die haben den ganzen Gewinn gekriegt:
Die Schlechteren haben den Schlechten besiegt.

Bertolt Brecht, "Napoleon"

Wilhelm Lindenschmied: Einzug der verbündeten Monarchen in Leipzig nach der Schlacht, Kreidezeichnung

Napoleons Rückkehr von Elba, Druck nach Lithografie, erste Hälfte 19. Jahrhundert

Napoleon bei Waterloo, Druck nach Lithografie, erste Hälfte 19. Jahrhundert

Francesco Antommarchi: (Angebliche) Totenmaske Napoleons, Bronze, 1821

Die Völkerschlacht bei Leipzig im Oktober 1813 endete mit einem blutigen Sieg der Alliierten über Napoleon. Die Truppen des Kaisers der Franzosen wurden daraufhin bis nach Paris zurückgedrängt. Napoleon versuchte zwar noch Widerstand zu leisten, doch im Frühling 1814 zogen seine Gegner in Paris ein. Napoleon musste am 6. April 1814 abdanken. Als Trostpflaster gaben ihm die Alliierten die Mittelmeerinsel Elba als eigenes Fürstentum und schickten ihn dorthin ins Exil. Die alten europäischen Mächte wähnten sich damit als Sieger in den jahrelangen kriegerischen Auseinandersetzungen mit Napoleons Heeren. Zur Neuordnung und "Restauration", also Wiederherstellung der alten Ordnung vor der Französischen Revolution, traten sie im September 1814 zum Wiener Kongress zusammen.

Der ehemalige Schrecken Europas war jedoch noch nicht zur Aufgabe bereit: Am 26. Februar 1815 verließ Napoleon seine Insel und landete einige Tage später mit 1.000 Mann in Frankreich. Noch einmal konnte er zahlreiche Anhänger und Soldaten um sich scharen, sein Heer wuchs stündlich an. Knapp vier Wochen später zog Napoleon in Paris ein. Doch seine neuerliche Machtergreifung war nur von kurzer Dauer, sie erhielt daher den Namen "Herrschaft der hundert Tage": Die in Wien versammelten Großmächte reagierten notgedrungen rasch, unterzeichneten die Schlussakte des Wiener Kongresses und schickten dem Störenfried ein alliiertes Heer entgegen. Bei Waterloo im heutigen Belgien kam es am 18. Juni 1815 zum sprichwörtlich gewordenen Showdown: Wieder wurden zehntausende Soldaten verwundet und getötet. Napoleons Armee wurde erneut – und diesmal nachhaltig – geschlagen, er dankte am 22. Juni ab. "Die Schlechteren haben den Schlechten besiegt", resümierte Bertolt Brecht ein Jahrhundert später.

Nach diesem Erfolg gingen die Alliierten nicht mehr so unvorsichtig mit dem Besiegten um. Neuerlich wurde eine Insel als Verbannungsort gewählt, nun allerdings nicht im Mittelmeer, sondern auf der anderen Seite des Äquators: die kleine von England verwaltete Insel St. Helena im Südatlantik, tausende Kilometer von Frankreich entfernt. Dort verbrachte Napoleon die restlichen Jahre bis zu seinem Tod am 5. Mai 1821. Die europäischen Mächte konnten nun endlich in Ruhe ihre Herrschaftsgebiete neu ordnen. Für die Habsburgermonarchie folgte eine lange Friedenszeit.

Stephan Gruber