Die Neuordnung Europas von 1814/15

Profildarstellungen vom Wiener Kongress, Schnupftabakdose

Schlussakte des Wiener Kongresses

"Der Kuchen der Könige", Karikatur, 1815

Auch wenn der Nachwelt vor allem das Bild vom "tanzenden Kongress" erhalten blieb, so war der Wiener Kongress eine sehr ernste machtpolitische Veranstaltung: Europa wurde nach den napoleonischen Wirren neu geordnet.

Profildarstellungen vom Wiener Kongress, Schnupftabakdose

Schlussakte des Wiener Kongresses

"Der Kuchen der Könige", Karikatur, 1815

In der "Völkerschlacht" bei Leipzig war Napoleon entscheidend besiegt worden. Zur Neuordnung Europas nach den Folgen der Französischen Revolution wurde 1814/15 ein Kongress in Wien einberufen. Die Grundidee dieser politischen Verhandlungsrunde der europäischen Mächte kann mit dem Schlagwort "Restauration", also Wiederherstellung des Status quo vor der Französischen Revolution, umschrieben werden: Die französische Karikatur zeigt auf ironische Weise, wie sich die Herrscher Europas den "Kuchen" teilen, also über die Grenzziehungen zwischen den europäischen Ländern verhandeln. Der Kongressvorsitzende Fürst Metternich, der sich selbst in dieser Funktion als "Kutscher Europas" bezeichnete, konnte in der Schlussakte des Kongresses sein Ziel verwirklicht sehen: die Wiederherstellung des Gleichgewichts zwischen den fünf europäischen Großmächten Russland, Großbritannien, Österreich, Preußen und Frankreich.

Österreich musste zwar kleinere Gebietsverluste hinnehmen – Vorderösterreich, die österreichischen Niederlande und Westgalizien gingen verloren –, trat jedoch aus dem Wiener Kongress insgesamt gestärkt hervor, nicht zuletzt aufgrund eines starken Standbeins auf der italienischen Halbinsel. Gerade die habsburgische Herrschaft in den italienischen Gebieten sollte jedoch einen der wesentlichen Konflikte des 19. Jahrhunderts vorprogrammieren.

Ein weiterer bedeutsamer Schritt des Wiener Kongresses war neben den Gebietsveränderungen die Gründung des Deutschen Bundes. Nur wenige Monate nach dem Ende des Kongresses wurde außerdem von den Herrschern Österreichs, Preußens und Russlands die Heilige Allianz ins Leben gerufen.

Der Wiener Kongress war zwar eine politische Veranstaltung der europäischen Großmächte. Als Rahmenprogramm fanden jedoch auch zahlreiche Repräsentations- und Vergnügungsaktivitäten statt – die heute geläufige berühmte Phrase "Der Kongress tanzt" bringt diese Unterhaltungsprogramme auf den Punkt.

Stephan Gruber