Alonso Sánchez Coello: König Phillip II. von Spanien in spanischer Hoftracht mit dem Orden vom Goldenen Vlies, Gemälde, um 1568

Johann Gottfried Auerbach: Kaiser Karl VI. im spanischen Mantelkleid, Gemälde, 1735

Johann Georg Hamilton: Pferdeporträt aus dem Rösslzimmer, Gemälde, 18. Jahrhundert

Der Spanische Traum der Habsburger

Alonso Sánchez Coello: König Phillip II. von Spanien in spanischer Hoftracht mit dem Orden vom Goldenen Vlies, Gemälde, um 1568

Johann Gottfried Auerbach: Kaiser Karl VI. im spanischen Mantelkleid, Gemälde, 1735

Johann Georg Hamilton: Pferdeporträt aus dem Rösslzimmer, Gemälde, 18. Jahrhundert

Vieles am Wiener Hof kommt uns spanisch vor: Höflinge, gewandet im spanischen Mantelkleid, erweisen würdevoll Seiner Majestät in tiefer Verneigung die Spanische Reverenz, gemäß den gestrengen Regeln des Spanischen Hofzeremoniells. Und im Hintergrund tanzen dazu die weißen Pferde der Spanischen Hofreitschule...

Alonso Sánchez Coello: König Phillip II. von Spanien in spanischer Hoftracht mit dem Orden vom Goldenen Vlies, Gemälde, um 1568

Johann Gottfried Auerbach: Kaiser Karl VI. im spanischen Mantelkleid, Gemälde, 1735

Johann Georg Hamilton: Pferdeporträt aus dem Rösslzimmer, Gemälde, 18. Jahrhundert

Die Vorbildwirkung des spanischen Hofes während der Blütezeit Spaniens im 16. und frühen 17. Jahrhundert war enorm. In ganz Europa wurden die spanische Sprache und Kultur nachgeahmt: der spanische Stil in Mode und Sitte stand für strenge Eleganz und kühle Repräsentation.

Während des "Goldenen Zeitalters" Spaniens herrschten die spanischen Könige aus dem Hause Habsburg über ein Weltreich und beanspruchten die Führung im Konzert der europäischen Mächte. Spanien war das Musterbeispiel für einen zentral gelenkten Staatsapparat unter der absoluten Herrschaft eines Monarchen. Die österreichischen Habsburger versuchten dem Beispiel ihrer reichen Verwandten zu folgen, waren jedoch oft nur die Juniorpartner im habsburgischen Familienkonzern. Viele der politischen Probleme wie die Bedrohung durch die Expansion des Osmanischen Reiches konnten nur dank der Unterstützung des spanischen Hofes bewältigt werden.

Die Aufrechterhaltung der dynastischen Einheit sollte durch wechselseitige Heiraten zwischen den Linien in jeder Generation bestätigt werden. Der starke spanische Einfluss lässt sich auch durch die Erziehung vieler österreichischer  Habsburger erklären, die an den spanischen Hof geschickt wurden, um sie 'auf Linie zu bringen'. Dank der familiären Verbindungen nach Spanien kam es zu einem massiven Ideologietransfer. Nach dem Muster des kompromisslosen spanischen Katholizismus wurde auch in den mitteleuropäischen Territorien der Habsburger die konfessionelle Einheit von Herrscher und Untertanen durchgesetzt.

Ein letztes Mal wurde der "spanische Traum" am Wiener Hof unter Karl VI. virulent, der, obwohl letztendlich in der Behauptung seines Anspruches auf das Erbe nach dem Aussterben der spanischen Linie der Habsburger nicht erfolgreich, zeitlebens eine ausgeprägte Vorliebe für spanische Traditionen hatte.

Während das spanische Zeremoniell unter Maria Theresia zunehmend durch französische Elemente verändert wurde, und das spanische Mantelkleid – ein archaisches Relikt der spanischen Hoftracht des 16. Jahrhunderts – als offizielles Staatskleid unter Joseph II. abgeschafft wurde, lebt ein Relikt spanischen Kultureinflusses bis heute fort: Die Spanische Hofreitschule trägt ihren Namen zu Recht: Die heute als Lipizzaner bekannten Pferde weisen mit ihren Ursprungslinien nach Spanien, genauso wie die Traditionen der hohen Schule der höfischen Reitkunst, die hier gepflegt werden.

Martin Mutschlechner