Tuszynski: Kaiser Franz Joseph auf dem Sterbebett, Zeichnung, 1916

R. von Meissl: Leichenzug des Kaisers Franz Joseph aus dem Schönbrunner Schloss, Gouache, 1916

Tuszynski: Aufbahrung Kaiser Franz Josephs in der Hofburgkapelle, Zeichnung, 1916

Blick auf den Sarkophag Kaiser Franz Josephs, Foto von Alfred Cermak

Der letzte Akt – Feierlich zu Grabe getragen

Tuszynski: Kaiser Franz Joseph auf dem Sterbebett, Zeichnung, 1916

R. von Meissl: Leichenzug des Kaisers Franz Joseph aus dem Schönbrunner Schloss, Gouache, 1916

Tuszynski: Aufbahrung Kaiser Franz Josephs in der Hofburgkapelle, Zeichnung, 1916

Blick auf den Sarkophag Kaiser Franz Josephs, Foto von Alfred Cermak

"Es wird ein so schönes Fest, dass ich am liebsten hinter meinem eigenen Sarg einhergehen möcht´ …" schwärmte schon Karl VI. von den Begräbnisfeierlichkeiten seiner Familie. Tatsächlich war die Beisetzung eine prunkvolle Zeremonie, deren Reiz sich erst erschließt, wenn man seine Bedeutung hinterfragt.

Tuszynski: Kaiser Franz Joseph auf dem Sterbebett, Zeichnung, 1916

R. von Meissl: Leichenzug des Kaisers Franz Joseph aus dem Schönbrunner Schloss, Gouache, 1916

Tuszynski: Aufbahrung Kaiser Franz Josephs in der Hofburgkapelle, Zeichnung, 1916

Blick auf den Sarkophag Kaiser Franz Josephs, Foto von Alfred Cermak

Das Ableben eines Habsburgers und gar eines herrschenden Familienmitgliedes war ein geradezu festlicher Akt. Wie das Leben am Hofe, so folgte auch das Sterben einem strengen Regelwerk. Oft mag uns die sklavische Befolgung bestimmter Zeremonien heute sinnentleert scheinen; doch gilt es, für die Rituale um Tod und Begräbnis, ebenso wie für den streng reglementierten Alltag und das Abhalten anderer Feste bei Hofe, die soziale und politische Bedeutung der Abläufe zu beachten. Mit den Handlungen beim Sterben und zu Grabe Tragen eines Monarchen demonstriert das Herrscherhaus Frömmigkeit, veranschaulicht die für das gesellschaftliche Leben bedeutsame Rangordnung und stärkt dadurch die Position der herrschenden Familie.

Nun ist der Tod selbst für Monarchen schwerer zu planen als Hochzeiten oder Krönungszeremonien. Nach Möglichkeit versammelten sich im voraussehbaren Todesfall die Familie und insbesondere sein Nachfolger am Sterbebett des Monarchen, ebenso geistlicher Beistand und hohe Würdenträger des Hofes. Diese Personen beobachteten das Ableben des Monarchen gemäß dem Zeremoniell, um zu bezeugen, dass es tatsächlich der Regent war, der hier starb und sein Tod ein natürlicher war.

Zunächst wurde der Leichnam danach in der Hofburgkapelle aufgebahrt und von dort im Rahmen einer feierlichen Leichenprozession zum Kirchentor des Kapuzinerklosters geführt, wo der Kustos den Trauerzug in die mit schwarzem Stoff ausgeschlagene Kirche geleitete. Nach der Messe trugen Kapuzinermönche im Fackelschein den Sarg in die Kaisergruft, wo dieser geöffnet wurde, damit man sich an Ort und Stelle von der Identität des Toten überzeugen konnte. Einige Wochen später erfolgte die Einbettung des Holzsarges in den Sarkophag und dessen Verschluss.

Sonja Schmöckel