Doppeladler, Relief, 2. Hälfte 19. Jahrhundert

Beispiel für einen mittelalterlichen Reichsadler: Detail aus einem fiktiven Porträt Karls des Großen (nach Albrecht Dürer)

Albrecht I., Glasgemälde aus der Bartholomäuskapelle in St. Stephan, um 1380

Heinrich Vogtherr d. Ä.: Wappen Kaiser Karls V., Holzschnitt, um 1547

Der Wappenschild Kaiser Karls VI. auf der Attika des Reichskanzleitraktes der Wiener Hofburg

Der Doppeladler: Habsburgs allgegenwärtiges Zeichen

Doppeladler, Relief, 2. Hälfte 19. Jahrhundert

Beispiel für einen mittelalterlichen Reichsadler: Detail aus einem fiktiven Porträt Karls des Großen (nach Albrecht Dürer)

Albrecht I., Glasgemälde aus der Bartholomäuskapelle in St. Stephan, um 1380

Heinrich Vogtherr d. Ä.: Wappen Kaiser Karls V., Holzschnitt, um 1547

Der Wappenschild Kaiser Karls VI. auf der Attika des Reichskanzleitraktes der Wiener Hofburg

Adler waren als "Könige der Lüfte" stets ein beliebtes Identifikationssymbol für Herrscher. Aber ein doppelköpfiger Adler? Im Gebiet der ehemaligen Habsburgermonarchie ist der Doppeladler das Symbol für das Kaisertum der Habsburger schlechthin. Warum aber wuchs dem Wappentier ein zweiter Kopf?

Doppeladler, Relief, 2. Hälfte 19. Jahrhundert

Beispiel für einen mittelalterlichen Reichsadler: Detail aus einem fiktiven Porträt Karls des Großen (nach Albrecht Dürer)

Albrecht I., Glasgemälde aus der Bartholomäuskapelle in St. Stephan, um 1380

Heinrich Vogtherr d. Ä.: Wappen Kaiser Karls V., Holzschnitt, um 1547

Der Wappenschild Kaiser Karls VI. auf der Attika des Reichskanzleitraktes der Wiener Hofburg

Bereits in der Antike führten die römischen Imperatoren einen Adler als Zeichen ihrer Macht. Das oströmische Kaisertum übernahm in der Nachfolge des römischen Imperiums dieses Herrschaftssymbol und fügte dem ursprünglich einköpfigen römischen Adler einen zweiten Kopf hinzu. Der Grund dafür wird einerseits in der weltlichen wie geistlichen Macht des Kaisers von Byzanz, andererseits als Anspruch auf Herrschaft in Ost und West gesehen. Nach dem Untergang des byzantinischen Reiches übernahmen die russischen Herrscher den Kaisertitel (Zar = Caesar) und die Herrschaftssymbolik.

Das Heilige Römische Reich, das sich ebenfalls als Nachfolger des antiken Kaisertums sah, führte auch den Adler als Wappentier – jedoch in einköpfiger Version. Der schwarze Adler auf goldenem Schild wurde zum Symbol für die Königswürde wie für das Reich.

Im Spätmittelalter trat der doppelköpfige Adler auch im Reich auf. Er wurde als Unterscheidungsmerkmal zwischen der königlichen und kaiserlichen Würde eingeführt: Der König, der von den Kurfürsten gewählt wurde, erlangte erst durch die Segnung und Krönung durch den Papst in Rom die Kaiserwürde. Erst dann war er berechtigt, den Doppeladler als Symbol für den universellen Anspruch auf die Herrschaft über die lateinische Christenheit zu führen. In Erweiterung dieses Gedankens wurde es üblich, einen Heiligenschein um die beiden Köpfe des Doppeladlers zu legen ("Nimbierung"), was als Symbol für die sakrale Erhöhung der kaiserlichen Majestät zu verstehen war.

Seit die Kaiserwürde ab dem 16. Jahrhundert fast durchgehend an Mitglieder der habsburgischen Dynastie vergeben wurde, führten die habsburgischen Kaiser den kaiserlichen Doppeladler mit einem Herzschild, das die Wappen ihrer Länder zeigte, was die Bindung der Kaiserwürde an die Habsburger unterstreichen sollte.

Als 1806 das Heilige Römische Reich aufgelöst wurde, übernahmen die Habsburger Teile der Symbolsprache des Alten Reiches für das österreichische Kaisertum, das nun vollends an die Dynastie gebunden war. Der nunmehr österreichische Doppeladler verlor den Heiligenschein, trug ein Herzschild mit den Wappen des Hauses Habsburg-Lothringen und wurde um den Orden vom Goldenen Vlies ergänzt. Darüber schwebte die österreichische Kaiserkrone. Als 1867 die Doppelmonarchie Österreich-Ungarn gegründet wurde, etablierte sich auch die volkstümliche Auslegung, dass die beiden Köpfe des Kaiseradlers für die beiden Reichshälften stünden.

Martin Mutschlechner