Das klassische 'Andere'. Habsburger à la turca (Teil 2)

Musikautomat: Rauchender Orientale, 1822

Politik, Diplomatie und Kultur. Der Austausch mit dem Osmanischen Reich wurde auf allen Ebenen gefördert – Stereotypen des bösen Muselmanen konnten allerdings nicht abgebaut werden.

Musikautomat: Rauchender Orientale, 1822

Sultan Abdulaziz kam 1867 als erster Sultan nicht als Gegner nach Österreich. Dass dies ein hoher Staatsbesuch war, verdeutlichte auch Kaiser Franz Joseph, indem er ihn höchstpersönlich vom Bahnhof abholte und nach Schönbrunn geleitete.

Staatsereignisse wie dieses und der kulturelle Austausch machten die osmanische Kultur exotisch-interessant, aus den ehemaligen Feindbildern wurde der 'Orient-Stil'. Gesellschaftliche Eliten zeigten sich besonders interessiert an diesen 'fremden' Welten. Seitdem Wolfgang Amadeus Mozart den Satz einer Klaviersonate "Rondo alla turca" genannt hatte, wurde das 'Türkische' immer beliebter. Im 19. Jahrhundert etablierten sich orientalistische Studien in Österreich, die türkische Kultur wurde auch in der Weltausstellung 1873 im "Cercle Occidentale" präsentiert.
Nichtsdestoweniger hielten sich auch die türkischen Feindbilder, kumuliert im Stereotyp des bösen Muselmanen. Einen vollen Erfolg erzielte daher das 1904 von Franz Karl Ginzkey verfasste Kinderbuch "Hatschi Bratschis Luftballon", das überarbeitet auch heute noch aufgelegt wird. Ein jahrhundertealtes Angstbild tauchte dort wieder auf: Der Türke Hatschi Bratschi fing mit seinem Luftballon Kinder ein, um sie ins Türkenland zu verschleppen. "Er spricht und droht ihm mit der Hand: Du kommst mit mir ins Türkenland".

Anita Winkler