Albrecht IV.: Zwischen den Fronten

Herzog Albrecht IV. mit seiner Gemahlin, Lithografie, 1820

Albrecht IV. versuchte mit wechselndem Erfolg die Politik seines gleichnamigen Vaters fortzuführen, die der Dynastie eine neue Bedeutung gegeben hatte. Seine größten Gegner waren innerhalb der Familie zu suchen: seine Cousins aus der Leopoldinischen Linie pochten auf ihre Rechte, koste es, was es wolle …

Herzog Albrecht IV. mit seiner Gemahlin, Lithografie, 1820

Albrecht IV. war der einzige Sohn von Herzog Albrecht III. und dessen zweiter Gemahlin Beatrix von Zollern. Der Vater war der Begründer der Albertinischen Linie des Hauses, die nach der Teilung von 1379 entstanden war. Diese Teilung war jedoch aufgrund des frühen Todes des Bruders Leopold III. in der Schlacht bei Sempach 1386 vorübergehend außer Kraft gesetzt worden, da die vier Söhne Leopolds damals noch minderjährig waren.

Nach dem Tod Albrechts III. stand Dynastie neuerlich vor einer Teilung: Albrechts Wille war es, die Territorien ungeteilt zu belassen, um einer Schwächung der Stellung des Gesamthauses vorzubeugen. Dies wurde von seinen nunmehr erwachsenen Neffen aus der Leopoldinischen Linie massiv bekämpft. Die Leopoldiner forderten von ihrem Cousin Albrecht IV., der von seinem Vater als Nachfolger eingesetzt worden war, die Herausgabe des Erbteiles. Albrecht, dem von seinen Biografen eine gewisse Weltfremdheit attestiert wurde, tat sich politisch wenig hervor und überließ seinem Verwandten Herzog Wilhelm, dem Senior der Leopoldinischen Linie der Dynastie, das Feld.

Der Vertrag von Hollenburg von 1395 sah eine gemeinsame Regierung der Cousins aus den beiden Linien vor. Ungenaue Bestimmungen ließen aber verschiedene Interpretationen zu. Die Brüder aus der Leopoldinischen Linie lasen eine Mitregentschaft in den Territorien der Albertinischen Linie (Nieder- und Oberösterreich) heraus, die sie aber Albrecht in den Leopoldinischen Gebieten (Steiermark, Kärnten, Krain, Tirol und Vorlande) nicht zugestehen wollten. Das Problem war, dass es in der Leopoldinischen Linie vier Brüder zu unterhalten galt, während es in den an Einkünften reicheren Albertinischen Landen nur einen Erben, Albrecht IV., gab.

Die Uneinigkeit der Regenten führte zu Loyalitätskonflikten. Teile des Adels und der Städte fanden sich in gegnerischen Parteien, zahlreiche lokale Konflikte brachten das Land an die Schwelle eines Bürgerkrieges. Verstärkt wurde dies durch die Einmischung benachbarter Dynastien, die das Machtvakuum nach dem Tod Albrecht III. zu nutzen versuchten. Albrecht behielt die Politik seines Vaters bei und versuchte eine Annäherung an die Luxemburger. Diese steckten gerade ebenfalls in einer innerfamiliären Krise. Der älteste Sohn Kaiser Karls IV., Wenzel IV., der das Gegenteil seines Vaters war, der geradezu als archetypische Verkörperung eines idealen Reichsoberhauptes galt, hatte sowohl die Reichskrone als auch die Krone Böhmens inne.

Der Gegner Wenzels in seiner Familie war der jüngere Halbbruder Sigismund, der dank seiner Heirat mit Maria von Ungarn nun König von Ungarn und Kroatien war. Zu dessen Unterstützern zählten auch die Habsburger. Sigismund ließ Wenzel kurzerhand gefangen nehmen, als dieser aufgrund seiner Untätigkeit als Herrscher des Reiches im Jahre 1400 von den Kurfürsten für abgesetzt erklärt wurde. Der entmachtete Wenzel wurde den österreichischen Herzögen anvertraut. Als Dank für die Unterstützung seiner Machtansprüche in Böhmen stellte Sigismund Albrecht die ungarische Krone in Aussicht und erklärte ihn zu seinem Stellvertreter in Ungarn.

Die Beziehungen zu Sigismund kühlten deutlich ab, als der gefangene Wenzel aus Wien fliehen konnte und die zwielichtige Rolle der Habsburger dabei bekannt wurde. Um seine ungebrochene Loyalität zu demonstrieren, unterstützte Albrecht Sigismund bei der Belagerung der mährischen Grenzstadt Znaim (Znojmo) im Sommer 1404. Während des Feldzuges erkrankte Albrecht an der Ruhr. Noch am Rückweg nach Wien starb der erst 27-jährige Herzog in Klosterneuburg. Seine Leiche wurde in der Stephanskirche in Wien bestattet.

Martin Mutschlechner