Aufgabe 3

Lies die Ausschnitte aus Maria Theresias Briefe an ihre Kinder Erzherzogin Karoline und Marie Antoinette. Was waren demnach die Ansprüche, die eine Frau/ein Mann zu erfüllen hatte? Was sind Deine Erwartungen an einen Mann/eine Frau?

Briefe von Maria Theresia an ihre Töchter:
An Erzherzogin Karoline (1767):
„Zu meinem großen Erstaunen habe ich nicht nur von der Brandis, sondern auch von Deinen anderen Frauen und sogar von Fremden vernehmen müssen, daß Du Deine Gebete sehr ungezwungen verrichtest, ohne Ehrfurcht, ohne Aufmerksamkeit und noch weniger mit Inbrunst. Wundere Dich nicht, wenn nach einem solchen Beginnen des Tages alles nur schlecht vonstatten geht.“

 

An Marie Antoinette, 21. April, 1770, Tag der Abreise aus Wien
„Übernehmen Sie keine Empfehlungen. Hören Sie auf niemanden, wenn Sie in Ruhe leben wollen. Seien Sie nicht neugierig; das ist ein Punkt, den ich besonders bei Ihnen befürchte. Vermeiden Sie jede Art von Vertraulichkeit mit kleinen Leuten. Fragen Sie in allen Fällen Herrn und Frau Noailles, und verlangen Sie es sogar, was Sie tun sollen, da Sie Ausländerin sind und der Nation unbedingt gefallen wollen; verlangen Sie, daß sie Ihnen aufrichtig sagen, ob es irgend etwas in Ihrem Benehmen, in Ihren Reden oder in anderen Punkten zu korrigieren gibt. Antworten Sie jedermann freundlich, mit Anmut und Würde: wenn Sie wollen, vermögen Sie es.“

 

4. Mai 1770
„Vom Dauphin sage ich Dir nichts; Du kennst meinen Zartsinn über diesen Punkt: die Frau ist in allem ihrem Gatten untertan und darf keine Beschäftigung haben als ihm zu gefallen und seinen willen zu tun. Das einzig wahre Glück auf dieser Welt ist eine glückliche Heirat; ich kann davon sprechen. Alles hängt von der Frau ab, wenn sie gefällig, sanftmütig und unterhaltend ist.“

 

An Erzherzog Ferdinand, 26. August 1776
„Mein lieber Sohn.
Ich bin gerührt von Deinen Briefen, gerührt, daß Du mir in Deiner traurigen Lage alle Tage schreibst. Das ist eine schwere Prüfung, die der gute Gott Dir auferlegt. Ich hoffe, daß es nur eine Prüfung sein wird, aber ich fürchte mehr, als ich hoffe. Wenn der traurige Fall eintreten sollte, so bitte ich Dich, erzähle Deiner teuren Gattin nichts von dem, was man an dem Kinde gefunden hat; diese Art Eindrücke taugen nichts für Frauen, die Kinder tragen. Sieh Menschen um Dich, schließ Dich nicht ab; der kleine Engel hat unser Bedauern nicht nötig, aber der kleine Heide braucht unsere Sorge, und die Erhaltung ist jetzt für uns das wichtigste, namentlich für mich, mein lieber Sohn Ferdinand. Gefühlvoll wie Du bist, wirst Du erkennen, wie sehr die Eltern zu beklagen sind. Laß Dich nicht gehen, Du mußt Dich zusammennehmen; aber ich erlaube und rate Dir, weine Dich aus, ohne Dich dessen zu schämen, denn das ist nur natürlich, und verständige und gefühlvolle Menschen werden es immer natürlich finden.
Ich umarme Dich, mein lieber Sohn, und gebe Dir meinen Segen. Adieu.“

 

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