"Ballplatz mit Ballhaus", nach einem anonymen Aquarell, 1. Hälfte 19. Jh.

"Jeu de Paume", 17. Jahrhundert

C. F. Strahlheim: Hofburg, Altes Burgtheater und Reitschule, 19. Jahrhundert, Kupferstich, Papier

Michaelerplatz gegen das Burgtheater, 19. Jahrhundert, Radierung

Vom Ballspielhaus zum Hoftheater

"Ballplatz mit Ballhaus", nach einem anonymen Aquarell, 1. Hälfte 19. Jh.

"Jeu de Paume", 17. Jahrhundert

C. F. Strahlheim: Hofburg, Altes Burgtheater und Reitschule, 19. Jahrhundert, Kupferstich, Papier

Michaelerplatz gegen das Burgtheater, 19. Jahrhundert, Radierung

Prunkvolle Opern- und Theateraufführungen trotz schwindender Finanzen? Eine neue Form der Bewirtschaftung soll der Monarchin die Teilnahme an Vergnügungen sichern: Sie verpachtet ein leer stehendes Ballhaus als Theater.

"Ballplatz mit Ballhaus", nach einem anonymen Aquarell, 1. Hälfte 19. Jh.

"Jeu de Paume", 17. Jahrhundert

C. F. Strahlheim: Hofburg, Altes Burgtheater und Reitschule, 19. Jahrhundert, Kupferstich, Papier

Michaelerplatz gegen das Burgtheater, 19. Jahrhundert, Radierung

Unmittelbar nach dem Regierungsantritt Maria Theresias ergab sich durch die Verpachtung des leer stehenden ehemaligen Hofballhauses die Möglichkeit, kostengünstig ein Theater einzurichten – das "Theater nächst der Burg", kurz Burgtheater, am Michaelerplatz. In dem 1540 errichteten Gebäude war bis Anfang des 18. Jahrhunderts das Jeu de Paume, eine Vorgängerversion des Tennis, gespielt worden. In Wien gab es insgesamt vier Ballhäuser, von denen heute noch Straßennamen wie Ballgasse oder Ballhausplatz zeugen. Die scheunenartigen Gebäude waren innen schwarz ausgemalt, damit man die weißen Bälle besser sehen konnte. Im Lauf der Zeit wurden sämtliche Ballhäuser in Theater umgewandelt.

Bereits Karl VI. hatte 1720 damit begonnen, die Verwaltung der Hoftheater Pächtern, sogenannten Apaldatores, zu übertragen, die mit fixen Summen vom Hof subventioniert wurden. Seine Tochter führte dieses System fort und überließ das Ballhaus 1741 dem "Entrepreneur der Hofopern, Serenaden und der heiligen Gräber" Carl Joseph de Selliers, damit er es "zu einem opera: und respektive comoedien-Hauß auf aigne unkösten innerlich zurichte". Die äußere Gestaltung und Erhaltung oblag dem Hofbauamt und sollte "auf unkosten des aerarij bewürcket werden".

Selliers war verpflichtet, "darin zur mehrerer Divertierung des Publici und Ihro Majestät eigener allerhöchster Unterhaltung täglich entweder eine opera, oder eine Komödie, eine deutsche oder wälische, wie es der Hof verlangen wird, producire, wogegen selber von den dahin einzulassenden Auditoribus eine nach Unterschied des Platzes selbst zu regulirende Bezahlung einnehmen, mithin die Nutzung des Theaters sich zueignen könne". Daneben hatte Selliers das Kärntnertortheater gepachtet, das er ebenfalls selbst leitete.

Aus den Baurechnungen ist ersichtlich, dass die Umgestaltung des Ballhauses auf Vorschlag einer Societät von Adeligen im Jahre 1748, im Zuge derer auch die Redoutensäle entstanden, einem Neubau gleichkam: 8.865 Fuhren Schutt wurden beseitigt, 198.240 Ziegel verbaut. Bei laufendem Theaterbetrieb wurde Tag und Nacht gearbeitet – so konnte im Mai 1748 das "sehr prächtig erweiterte und zugerichtete Theater" eröffnet werden.

Nach Selliers Bankrott gingen die Theater wieder an den Hof über, Joseph II. trieb die Errichtung einer Nationalbühne voran, die nicht nur rein höfischen Belangen, sondern dem "Publico" dienen sollte.

Julia Teresa Friehs