König Rudolf I. von Habsburg, Statue, frühes 17. Jahrhundert

Rudolf Weyr: König Ottokars Glück und Ende, Relief am Grillparzer-Denkmal im Wiener Volksgarten, 1889

Rudolf I.: Aufstieg zum Oberhaupt des Heiligen Römischen Reiches

König Rudolf I. von Habsburg, Statue, frühes 17. Jahrhundert

Rudolf Weyr: König Ottokars Glück und Ende, Relief am Grillparzer-Denkmal im Wiener Volksgarten, 1889

Rudolf sicherte durch seine Wahl zum römisch-deutschen König und dank der Inbesitznahme der österreichischen Länder seinen Nachkommen einen Platz in der oberste Liga der Fürsten des Reiches.

König Rudolf I. von Habsburg, Statue, frühes 17. Jahrhundert

Rudolf Weyr: König Ottokars Glück und Ende, Relief am Grillparzer-Denkmal im Wiener Volksgarten, 1889

Nach dem Aussterben der Staufer war es angesichts der Wirren des Interregnums im Interesse der Fürsten, Ordnung und klare Verhältnisse zu schaffen. Die Wahl fiel auf Rudolf von Habsburg. Rudolf wurde am 1. Oktober 1273 in Frankfurt zum Reichsoberhaupt gewählt. Seine Krönung fand am 24. Oktober in Aachen statt.

Die Wahl traf ihn überraschend, auch weil er nicht zu den mächtigsten Fürsten des Reiches gehörte. König Ottokar II. Přemysl von Böhmen (um 1232–1278) war mit Abstand der bedeutendste Reichsfürst und sah sich als das natürliche Oberhaupt des Reiches. Sein scheinbar unaufhaltsamer Aufstieg ging den anderen Reichsfürsten zu rasant vor sich: Zusätzlich zu seinem Stammlanden Böhmen und Mähren hatte Ottokar auch das Erbe der 1246 ausgestorbenen Babenberger, die Herzogtümer Österreich und Steiermark, unter seine Kontrolle gebracht. Weiters gebot er auch über Kärnten und Krain. Dank seines Engagements in den Feldzügen gegen die heidnischen Pruzzen im Baltikum hatte er auch Einfluss auf das gerade entstehende Territorium des Deutschen Ordens an der Ostsee. Das allzu selbstherrliche monarchische Auftreten des Böhmenkönigs sollte gedämpft werden.

Auf Ottokar II. geht auch die bis heute weit verbreitete Darstellung Rudolfs als „armer Graf“ zurück. Dies ist eindeutig übertrieben, denn Rudolf war durchaus reich begütert, wenn auch ein bloßer Graf und kein Reichsfürst. Das Bild des angeblich bescheidenen Grafen, das von Ottokar spöttisch gedacht war, wurde später von der habsburgischen Geschichtsschreibung übernommen, um den Aufstieg der Dynastie umso strahlender erscheinen zu lassen.

Rudolf sah seine wichtigste Aufgabe nun in der Schaffung einer Hausmacht, die dem neu erworbenen Status entsprechen sollte. Eine Ausweitung seiner Besitzungen im heimatlichen Schwaben war nur beschränkt möglich, da er hier auf die lokalen Eliten, die seinen politischen Rückhalt im Reich bildeten, Rücksicht nehmen musste. Er war also gezwungen, sich für seine Expansionsversuche anderwärtig umzusehen. Hierzu boten sich die ehemals babenbergischen Herzogtümer Österreich und Steiermark an, derer sich Ottokar von Böhmen bemächtigt hatte. Dies würde jedoch unweigerlich zu einem Konflikt mit dem böhmischen König führen. Als Beweis seiner Autorität als Reichsoberhaupt gegenüber dem mächtigen Ottokar erwarteten die Reichsfürsten allerdings entsprechende Maßnahmen. Ottokar unterschätze den Habsburger dabei zunächst.

Rudolf versuchte zunächst mittels reichsrechtlicher Schritte gegen den Böhmenkönig vorzugehen: Er forderte die Rückstellung der während der kaiserlosen Zeit angeeigneten Länder. Für Ottokar war dies unannehmbar, er ignorierte die Ladung zur neuerlichen Lehensverleihung, was einer Unterwerfung unter Rudolfs Autorität gleichgekommen wäre. Rudolf ließ daraufhin seinen Konkurrenten ächten und entband dessen Lehensleute von ihren Treueeid. Der Hintergedanke war, dass damit ein Abgehen oder gar eine Revolte gegen den „eisernen König“, wie Ottokar wegen seines autokratischen Herrschaftsstils auch genannt wurde, nicht als Verletzung des Treuegelöbnisses seiner Vasallen gegolten hätte. Rudolf nützte die Unzufriedenheit des lokalen Adels und des Klerus mit der energischen Machtpolitik des Böhmenkönigs. Ottokars zahlreichen Gegnern in seinen Ländern sollten so ein Vorwand gegeben werden, die Seiten zu wechseln.

Rudolf gelang es auch, durch zähes Taktieren eine Allianz unter den Gegnern Ottokars zu schaffen. Die bayrischen Wittelsbacher, Graf Meinhard von Görz-Tirol und auch der König von Ungarn, Ladislaus IV., zählten zu Rudolfs Verbündeten.

1276 startete Rudolf ein erstes militärisches Vorgehen gegen Ottokar: Der Habsburger zog mit einem Heer nach Österreich, seine Verbündeten besetzten parallel dazu die Steiermark. Geschwächt durch eine Revolte im böhmischen Adel, musste Ottokar einlenken und verzichtete zunächst auf die babenbergischen Länder. Rudolf bereitete seine Machtübernahme in Österreich vor. Der Habsburger hielt Einzug in Wien und bestätigte der Stadt, die zuvor als dem Böhmenkönig treu ergeben galt, die Privilegien einer reichsunmittelbaren Stadt, die diese einige Jahrzehnte zuvor von Kaiser Friedrich II. verliehen bekommen hatte. Der Staufer hatte der Stadt diese Privilegien gewährt, um die Wiener Bürgerschaft im Konflikt mit dem letzten Babenberger Friedrich den Streitbaren auf seine Seite zu bekommen. Rudolf versuchte durch diese Aufwertung des Status der Stadt ebenfalls die Allianz der Wiener mit Ottokar zu schwächen. 

Martin Mutschlechner