Pieter Aertsen: Marktszene, 1560/65

Jan Brueghel d. Ä.: Dorfstraße, 1603

Bote, Deutschland, aus dem „Hofämterspiel“, um 1455

Postreise Erzherzog Ferdinands II. (1529-1595) nach Brüssel

Posthorn, 1745

Füße des Gemeinwesens: Von Wanderhändlern und der kaiserlichen Taxis-Post

Pieter Aertsen: Marktszene, 1560/65

Jan Brueghel d. Ä.: Dorfstraße, 1603

Bote, Deutschland, aus dem „Hofämterspiel“, um 1455

Postreise Erzherzog Ferdinands II. (1529-1595) nach Brüssel

Posthorn, 1745

Frühneuzeitliche Wanderer und Boten überbrachten Klatsch und Tratsch sowie herrschaftliche Nachrichten. Doch bald wurde der Informationsdienst systematisiert.

Pieter Aertsen: Marktszene, 1560/65

Jan Brueghel d. Ä.: Dorfstraße, 1603

Bote, Deutschland, aus dem „Hofämterspiel“, um 1455

Postreise Erzherzog Ferdinands II. (1529-1595) nach Brüssel

Posthorn, 1745

 

Mündliche Kommunikation war in der Frühen Neuzeit oftmals die einzige Möglichkeit, Informationen zu verbreiten. Da nur ein kleiner gebildeter Teil der Bevölkerung überhaupt lesen und schreiben konnte, mussten Nachrichten mündlich weitergetragen werden. Als "Füße des Gemeinwesens" wurden Handwerksgesellen, Studenten, Händler, Saison- und WanderarbeiterInnen bezeichnet, die bei ihrer Wanderschaft auch mit der Übermittlung von Botschaften betraut wurden. Selbst die Grundherren verpflichteten ihre Bauern zu Botendiensten. In größeren Städten beschäftigen Klöster, Universitäten oder Unternehmen wie die Fugger bereits seit dem Mittelalter 'Berufsboten'.

Zu Fuß konnte eine Tagesleistung zwischen 25 und 40 Kilometer erzielt werden, Laufboten brachten es auf über 60 Kilometer. Die Postkutschen kamen im Durschnitt pro Tag nur auf etwa 37 Kilometer, da es weder ein ausgebautes Straßennetz noch eine einheitliche Wagenspur gab. Die Achsen der Roll- und Kobelwägen mussten deshalb ständig vergrößert und verkleinert werden.

Franz von Taxis 'erfand' 1490 eine neuartige Organisation für die Nachrichtenbeförderung, die Taxis-Post. Mit ihr konnten Botschaften schneller und effizienter über die habsburgischen Landesteile übermittelt werden. Eine erste regelmäßige Linie wurde von Innsbruck, später Wien, nach Brüssel eingerichtet. Die Poststrecke enthielt mehrere Stationen, an denen Pferde und Besatzung gewechselt wurden. Eine Reiterstafette gewährleistete nun den durchgehenden Nachrichtenverkehr und erzielte eine Tagesleistung von bis zu 150 Kilometern. Rudolf II. erklärte die Taxis-Post zum kaiserlichen Regal, mit der Absicht, die reichsständischen Postlinien zu unterbinden − was jedoch ohne Erfolg blieb. In den protestantischen Ländern setzte sich ebenfalls eine flächendeckende Postversorgung durch.

In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts wurden die Postlinien, die bis dahin für Waren- und Informationsdienst gesorgt hatten, um die Personenbeförderung erweitert. Das Reisen mit dem Wagen erhielt eine gesellschaftliche Aufwertung, zuvor wurde dieses Vehikel überwiegend zum Transport von Frauen, Kindern und gebrechlichen Personen benutzt.

 

Anita Winkler