Ferdinand III. und die Sehnsucht nach Frieden

Westfälischer Friedensschluss, Holzstich nach einer Zeichnung von Josef Mathias von Trenkwald, um 1880

Mitte der 1640er Jahre herrschte eine Pattsituation im Reich: eine militärische Entscheidung war unrealistisch, die kaiserlichen Streitkräfte konnten gerade noch den Status quo verteidigen. Der allgemeinen Friedenssehnsucht standen Versuche aller Streitparteien gegenüber, durch die Fortsetzung des Krieges vorteilhaftere Ausgangspositionen für Verhandlungen zu erzielen.

Westfälischer Friedensschluss, Holzstich nach einer Zeichnung von Josef Mathias von Trenkwald, um 1880

Im Heiligen Römischen Reich, wo der Krieg im Konflikt zwischen dem Kaiser und den protestantischen Reichsfürsten seinen Ursprung hatte, war die Erkenntnis, dass eine Weiterführung des Krieges sinnlos sei, bereits „common sense“. Ferdinand konnte hier auf die bereits von seinem Vater 1635 begonnene Initiative des Prager Friedens aufbauen. Ursprünglich als Abkommen zwischen dem Kaiser und dem Kurfürsten von Sachsen gedacht, war damit ein Friedensangebot von der Seite des Kaisers formuliert worden, dem später die meisten Reichstände beitraten. Die Intention war, eine Verständigung zwischen den Reichsfürsten zu erzielen, um freie Hand für das Vorgehen gegen äußere Feinde zu bekommen. Als Kompromisslösung sollten der Besitzstand und die konfessionelle Situation in der Zeit vor 1627 wiederhergestellt werden.

Das Problem war jedoch, dass die Prager Regelung nur Lösungsvorschläge für interne Konflikte innerhalb des Reiches bot, der Krieg sich hingegen längst internationalisiert hatte. Frankreich und Schweden traten als Verbündete der protestantischen antihabsburgischen Reichspartei auf, während Spanien als Partner des Kaisers in den Krieg eingriff. Das Reich war zwar als primärer Kriegsschauplatz der Hauptleidtragende, es bedurfte aber einer Lösung der Konflikte auf einer breiteren europäischen Basis.

Auch hatten sich die Rahmenbedingungen seit 1635, als der Prager Friede ausgehandelt worden war, deutlich zuungunsten der Habsburger verändert. Damals war die kaiserliche Position im Reich vergleichsweise stark, nun war sie völlig geschwächt. Es war klar, dass Abstriche von den kaiserlichen Forderungen nicht zu verhindern sein würden. Ferdinand III. sandte seinen Obersthofmeister Graf Trauttmansdorff als Chefunterhändler zu den Friedensgesprächen in Münster und Osnabrück.

In einer von Ferdinand eigenhändig verfassten Geheiminstruktion wurde dem Grafen im Notfall eine schrittweise Aufgabe von bis dato unumstößlichen Grundsätzen der kaiserlichen Politik gestattet, darunter auch ein Eingehen auf die für den Kaiser schmerzlichste Forderung der Gegner: eine Abkehr von der bisher bedingungslosen Allianz mit den spanischen Habsburgern, ohne die ein Friedensschluss jedoch aussichtslos war.

Nach der dadurch ermöglichten spektakulären Wende in den Verhandlungen konnte mit dem Westfälischen Frieden von 1648 der Krieg beendet werden. Spanien blieb in Zukunft weiterhin ein wichtiger Bündnispartner der österreichischen Habsburger, aber es kam nun zu einer eigenständigeren Verfolgung der jeweils eigenen Interessen. Das Ende der Gesamtdynastie Habsburg war besiegelt.

Eine weitere außenpolitische Folge von größter Bedeutung für die Zukunft war, dass der Aufstieg Frankreichs zur bestimmenden Führungsmacht Kontinentaleuropas begann.  

Martin Mutschlechner