Des Kaisers Sparkonto und des Staates Financiers – Banken und Versicherungen in der Monarchie

Kindersparbüchse als k.u.k. Postkasten dargestellt, um 1900

Thonet Stühle für die Postsparkasse Wien, 1906

H. Gedann: Genreszene im Wartesaal einer Sparkasse, Xylografie nach einer Original-Zeichnung von Gustav Zafaurek, 1887

Wo konnte man den Kaiser – zumindest theoretisch – treffen, wenn man nicht um eine Audienz ansuchen und den weiten Weg nach Schönbrunn auf sich nehmen wollte? In der Bank.

Kindersparbüchse als k.u.k. Postkasten dargestellt, um 1900

Thonet Stühle für die Postsparkasse Wien, 1906

H. Gedann: Genreszene im Wartesaal einer Sparkasse, Xylografie nach einer Original-Zeichnung von Gustav Zafaurek, 1887

Franz Joseph besaß tatsächlich ein Sparkonto bei der "Wiener Postsparcasse". Unter der Kontonummer 000.001, versehen mit der Berufsbezeichnung "Kaiser von Österreich", zahlte der Kaiser 300 Gulden ein. Die kaiserliche Spareinlage war wohl eher eine Ausnahme, denn zusammen mit der "Ersten oesterreichischen Spar-Casse", die 1819 entstand, bot die Postsparkasse vor allem der ärmeren Bevölkerung Sparmöglichkeiten. Die Gründung der Sparkassen war durchaus sozialpolitisch motiviert und sollte zumindest einer Vorsorge im Kleinen dienen. Ein vergleichsweise breiteres Netz an sozialer Absicherung mit Kranken-, Unfall- und Pensionsversicherung entwickelte sich erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Eine der ersten Versicherungen, die im 19. Jahrhundert entstanden, war die Feuerversicherung, die auf Grund der dominierenden Holzbauweise regen Zuspruch fand. Es folgten Transportversicherungen, die eng mit der Entwicklung des Eisenbahnnetzes zusammenhingen, und Lebensversicherungen, die zunächst staatlicherseits als gefährlich eingestuft wurden, weil sie angeblich die Moral der StaatbürgerInnen untergraben würden.

Während Franz Joseph nur ausnahmsweise die Dienste einer Sparkasse nutzte, nahmen er und seine Vorgänger regelmäßig die Hilfe privater Bankhäuser in Anspruch, wenn es um die Finanzierung von staatlichen Angelegenheiten ging. Vor allem die Privatbanken der Familien Epstein und Rothschild griffen Kaiser und Staat immer wieder unter die Arme. Epstein finanzierte beispielsweise den Krieg gegen Preußen, der nichtsdestoweniger mit der Niederlage von Königgrätz endete. Dem liberalen Credo folgend oblag auch die finanzielle Unterstützung von Industrie und Handel den Privat- und Aktienbanken. Da der Staat außerdem über einen langen Zeitraum nicht in der Lage war, Industrie und Handel entsprechend zu fördern, oblag auch die finanzielle Unterstützung für diesen Bereich den Privat- und Aktienbanken.

Christina Linsboth