Zensuriert!

Theodor Zasche: Johann Strauß dirigiert sein erstes Konzert am 15. Oktober 1844 in Dommayer‘s Casino in Wien, Buchillustrati

Joseph Karl Stieler: Ludwig van Beethoven, 1820

Wort, Bild und Ton – nichts blieb von der Zensur verschont. Auch Musiker mussten sich dem strengen Reglement unterwerfen und hatten mit weitreichenden Folgen für politische Äußerungen zu rechnen.

Theodor Zasche: Johann Strauß dirigiert sein erstes Konzert am 15. Oktober 1844 in Dommayer‘s Casino in Wien, Buchillustrati

Joseph Karl Stieler: Ludwig van Beethoven, 1820

„Den Musikern kann doch die Censur nichts anhaben – wenn man wüsste, was Sie bei Ihrer Musik denken!“ Diesen Satz schrieb Franz Grillparzer in Beethovens Konversationsheft und spielte damit auf das komplizierte Verhältnis von Kunst und Politik zur Zeit des Biedermeier an. Musiker hatten wie viele andere Künstler unter der strengen Zensur zu leiden – politische und weltanschauliche Inhalte galten als bedenklich und wurden von den Behörden überwacht. Dennoch beschränkte sich die Musik kaum darauf, „wahres Geplauder“ zu sein, wie Kanzler Metternich es forderte. Sie wurde vielmehr als Medium politischer Botschaften eingesetzt – nicht zuletzt in Werken wie der Marseillaise oder Joseph Haydns Kaiserlied. Ludwig van Beethoven komponierte während des Wiener Kongresses mehrere Huldigungswerke, später finden sich allerdings keine weiteren aktuellen Bezüge in seinem Schaffen. Auch Franz Schubert lieferte nach 1815 kaum mehr Huldigungswerke für den Kaiser.

Trotz dem Misstrauen der Behörden gegenüber kritischen Äußerungen in der Kunst konnte die Musik dennoch nicht abseits der Öffentlichkeit existieren: Die Musiker und Komponisten waren auf die Unterstützung sowie das Wohlwollen ihrer Mäzene angewiesen. 1848 spaltete sich das musikalische Lager: Johann Strauß Vater komponierte Werke wie den dem Feldherren der kaiserlichen Truppen, Feldmarschall Johann Josef Wenzel Graf Radetzky, gewidmeten „Radetzkymarsch“, sein Sohn hingegen verfasste „Freiheitslieder“ sowie einen „Revolutionsmarsch“ und stellte sich mit seinen Kompositionen auf die Seite der Aufständischen. Sein Verhalten während der Revolution war noch in den 1850er Jahren der Grund für seine vorläufige Ablehnung als „k. k. Hofballmusik-Direktor“; auch galt er bei der obersten Polizeibehörde als „leichtsinniger, unsittlicher und verschwenderischer Mensch“, der „erst seit kürzerer Zeit eine mehr geregelte Lebensweise“ führte.

Julia Teresa Friehs