Von den Hutterern zu den Amish people

Gruppenbild von acht Religionsreformatoren, historisierende Grafik, 19. Jahrhundert

Nicht nur das Luthertum, auch die Täuferbewegung wandte sich gegen die katholische Herrschaftskirche.

Gruppenbild von acht Religionsreformatoren, historisierende Grafik, 19. Jahrhundert

 

Die Reformation förderte Zweifel an der Organisation der katholischen Kirche, weswegen sich neben dem Luthertum weitere religiöse Gruppen bildeten. Die Täuferbewegung, die eine Abspaltung der vom Schweizer Ulrich Zwingli durchgeführten Reformation darstellte, war eine Protestbewegung gegen die Institutionalisierung einer neuen Herrschaftskirche. Die Täufer vertraten die Ansicht, dass erst Erwachsene darüber entscheiden sollten, ob sie getauft werden wollten oder nicht. Daher galt für sie das katholische Taufsakrament nach der Geburt eines Kindes als ungültig. Gegner dieser Bewegung sprachen abfällig von den "Wiedertäufern". Ihre Anhänger fanden sich vor allem in bäuerlichen Kreisen und bei den Handwerkern. Sie forderten eine neue Sozialordnung, bei der brüderliche Liebe und christliche Selbstbestimmung im Mittelpunkt einer autonomen Gemeinde stehen sollten. Sie lehnten weltliche und kirchliche Institutionen ab und traten für das Laienpriestertum ein, weswegen sie bereits unter dem späteren Kaiser Ferdinand I. (1528) als Ketzer angesehen wurden. Feinde der Täuferbewegung fanden sich nicht nur bei den Katholiken, sondern auch unter Protestanten.

In Österreich wurden sie von den Landesherren und vom evangelischen Adel gleichermaßen bedroht. Der bedeutendste Anführer der österreichischen Täuferbewegung war der Südtiroler Jakob Huter, welcher in Mähren die Täufergemeinde der "Hutterischen Brüder" gründete, nachdem er in Österreich verfolgt worden war. Seine radikalen Forderungen nach Verzicht auf Familienverband, Privateigentum und Wehrdienst konnte er dort verwirklichen.Als die "Wiedertäufer" auch in Mähren bedroht wurden, kehrte Jakob Huter nach Tirol zurück, wurde dort aufgegriffen und am Scheiterhaufen verbrannt. Mit der einsetzenden Gegenreformation wanderten die "Hutterischen Brüder" nach Siebenbürgen und Russland bzw. später nach Nordamerika aus. Aus der Täuferbewegung entwickelte sich in Norddeutschland und in den Niederlanden die Glaubensgemeinschaft der Mennoniten, von denen sich wiederum gegen Ende des 17. Jahrhunderts die Amish abspalteten. Wegen der Verfolgungen wanderten sie vorwiegend nach Pennsylvania aus. Noch heute zählt der US-amerikanische Bundesstaat mit etwa 58.000 Mitgliedern zu jenen, in denen die ursprüngliche Täuferbewegung am stärksten vertreten ist.

 

 

Anita Winkler