Schönbrunn vor "Schönbrunn" – Die Anfänge

Georg Matthäus Vischer: Der Khaiserliche Lust- und Thiergarten Schönbrunn, Kupferstich aus: Topographia archiducatus Austria inferioris modernae, 1672

Brunnendeckel mit Monogramm Kaiser Maximilians II.

Die Anfänge der berühmten Schlossanlage lagen lange Zeit im Dunkeln und waren vom Glanz des barocken Prunkes im wahrsten Sinn des Wortes überstrahlt. Erst in den letzten Jahren konnte Licht in die Vorgeschichte des Schlosses gebracht werden, dessen ursprünglicher Name nicht "Schönbrunn", sondern "Katterburg" lautete.

Beschreibung des Schlosses Schönbrunn aus dem Jahre 1660: [...] so auf Italienische Manier angeleget, von dreyen Geschoß hoch gebauet, und von Gemälden und anderen noch ziemlich mobilirt war. Aus dem Hause fuhren Wir zu dem Brunn, von dem der Ort den Nahmen hat [...] auch sonsten die Quelle gar schön gefasset war [...].

Zitiert nach Iby, Elfriede/Koller, Alexander: Schönbrunn, Wien 2000, S. 42

Georg Matthäus Vischer: Der Khaiserliche Lust- und Thiergarten Schönbrunn, Kupferstich aus: Topographia archiducatus Austria inferioris modernae, 1672

Brunnendeckel mit Monogramm Kaiser Maximilians II.

Die Gründe der späteren Schlossanlage standen seit dem 12. Jahrhundert unter der Herrschaft des Stiftes Klosterneuburg und wurden in den ältesten Quellen mit den Flurnamen "Chatternberg" bzw. "Chaternburch" bezeichnet. Die Keimzelle Schönbrunns bildete ein am Fuße eines bewaldeten Ausläufers des Wienerwaldes gelegenes Anwesen samt einer Mühle, die vom Wasser des nahen Wienflusses angetrieben wurde.

In der Nähe zur Stadt Wien gelegen, wechselten sich Wiener Bürger als Besitzer ab. Das Anwesen wurde in der Mitte des 16. Jahrhunderts zu einem Herrensitz samt Lust- und Weingarten umgebaut, für den sich der Name "Katterburg" einbürgerte.

1569 gelangte die Katterburg schließlich in kaiserliche Hände, als Kaiser Maximilian II. den Besitz erwarb und einen Tiergarten, worunter man ein eingezäuntes Jagdgehege verstand, anlegen ließ.

Die inzwischen als Schönbrunn bezeichnete Anlage – laut einer Legende soll Kaiser Matthias während einer Jagd eine klare Quelle, den "schönen Brunnen", entdeckt haben – erhielt unter Eleonore von Gonzaga, der zweiten Gemahlin Kaiser Ferdinands II., eine neue Bedeutung. Die Kaiserin brachte aus ihrer italienischen Heimat einige wichtige kulturelle Impulse nach Wien: vor allem die barocke Musikkultur des habsburgischen Hofes verdankt ihr eine erste Hochblüte.

Eleonore schätzte Schönbrunn außerordentlich und ließ, nachdem ihr das Schloss als Witwensitz zugesprochen worden war, in den frühen 1640er Jahren das alte Herrenhaus um einen repräsentativen Trakt im Stil des italienischen Frühbarocks großzügig erweitern. Dieser Zubau in Form eines lang gestreckten Baukörpers sollte für die zukünftige Entwicklung des Schlosses von entscheidender Bedeutung sein, wie bauhistorische Untersuchungen der letzten Jahre gezeigt haben: Das heutige Schloss wurde nämlich nicht, wie zuvor angenommen, 'auf der grünen Wiese' erbaut. Der Mitteltrakt des Schlosses, wie es Fischer von Erlach nach 1696 errichtete, ruht auf den Grundmauern dieses Vorgängerbaues, der dadurch die Grunddisposition der gesamten Anlage vorgab.

Unter Eleonores gleichnamiger Nachfolgerin, Nichte und Schwiegertochter Eleonore von Gonzaga, Gemahlin Kaiser Ferdinands III., war Schönbrunn weiterhin Schauplatz höfischen Lebens, bis die Anlage 1683 im Zuge der Belagerung Wiens durch das osmanische Heer in Schutt und Asche sank.

Martin Mutschlechner