Josef Heiche: Wiener Revolution 1848, Barrikade beim alten Mautgebäude in der Postgasse mit Akademischen Legionären, Lithographie, 19. Jahrhundert

Das Hauptgebäude der Universität Wien, 1884

Gedenktafel für Gabriele Possanner von Ehrenthal in der Alser Straße im 9. Wiener Gemeindebezirk, 2010, Fotografie

Revolution! Lehr- und Lernfreiheit für die Universität und Frauen im Hörsaal

Josef Heiche: Wiener Revolution 1848, Barrikade beim alten Mautgebäude in der Postgasse mit Akademischen Legionären, Lithographie, 19. Jahrhundert

Das Hauptgebäude der Universität Wien, 1884

Gedenktafel für Gabriele Possanner von Ehrenthal in der Alser Straße im 9. Wiener Gemeindebezirk, 2010, Fotografie

Die Studenten waren auch im 19. Jahrhundert widerspenstig: Sie revoltierten gegen die Obrigkeit und schlechte universitäre Bedingungen. Frauen wurden erst 1897 zum Studium zugelassen.

Josef Heiche: Wiener Revolution 1848, Barrikade beim alten Mautgebäude in der Postgasse mit Akademischen Legionären, Lithographie, 19. Jahrhundert

Das Hauptgebäude der Universität Wien, 1884

Gedenktafel für Gabriele Possanner von Ehrenthal in der Alser Straße im 9. Wiener Gemeindebezirk, 2010, Fotografie

Qualität und Bedeutung der Wiener Universität waren in der Regierungszeit Kaiser Franz II./I. gesunken. Sowohl die Studierenden als auch Teile des Lehrpersonals waren mit dem politischen System und insbesondere den universitären Zuständen unzufrieden. Viele beteiligten sich tatkräftig an der Revolution von 1848, sie besetzten das Universitätsviertel und errichteten Straßenbarrikaden. Nach der gewaltsamen Niederschlagung des Aufstandes durch die kaiserliche Armee blieb die Universität ein Jahr lang geschlossen.

Ein Ziel hatten die aufständischen Studierenden jedoch erreicht: Die „Lehr- und Lernfreiheit“ für Lehrende und Lernende wurde in den Universitätsgesetzen des 19. Jahrhunderts verankert, welche bis heute als Grundlage der Universitätsverfassung dienen. Die Philosophische Fakultät wurde zu einer Lehr- und Forschungseinrichtung umgestaltet. Im Staatsgrundgesetz von 1867 hieß es schließlich: „Die Wissenschaft und ihre Lehre ist frei“  – wenn auch die Geschichte der Universität, sowohl unter den Habsburgern als auch in jüngerer Zeit – insbesondere während der Zeit des Nationalsozialismus –, manchmal Gegensätzliches zeigte.

Frauen waren lange Zeit von einer universitären Bildung ausgeschlossen. 1878 wurden sie als Hospitantinnen, also als Gasthörerinnen, zugelassen. Mit der Forderung nach Bürgerrechten für Frauen traten Vertreterinnen der Frauenbewegungen auch für einen Zugang zur Universität ein. Lange Zeit hatten Diskussionen um ihre körperliche und geistige Eignung eine Zulassung zum Studium verhindert. In Österreich musste man als Studienvoraussetzung die Matura bestanden haben, für Frauen wurden erst 1896 die gesetzlichen Voraussetzungen dafür geschaffen (Zulassung zur Reifeprüfung). Ab 1897 konnten auch Frauen an der Philosophischen Fakultät in Wien studieren – mehr als 30 Jahre nach ihrer Zulassung an der Universität Zürich. Ab 1900 konnten sie Medizin inskribieren, die restlichen Fakultäten standen ihnen erst im Laufe des 20. Jahrhunderts offen. Als erste Frau in Österreich promovierte 1897 Gabriele Possanner von Ehrenthal (1860–1940), die zuvor ihr Medizinstudium in der Schweiz absolviert hatte. Possaners Weg zu einem österreichischen Diplom war ein steiniger: Um ihren Schweizer Titel in Österreich nostrifizieren lassen zu können, musste sie sämtliche Prügfungen nochmals ablegen.

Die erste Frau, die in Österreich ein gesamtes Studium absolvierte, war Elise Richter (1865-1943). Sie schloss ihr Studium der Romanistik 1901 ab und war auch die erste Frau, die an der Universität Wien habilitierte (1905). 1921 wurde Richter als erster Frau eine Professur an einer österreichischen Universität verliehen. Die Forschungspionierin musste ihre wissenschaftliche Karriere aufgrund der nationalsozialistischen Rassengesetze 1938 beenden. Elise Richter starb 1943 im Konzentrationslager Theresienstadt.

Julia Teresa Friehs