Glossar

Absolutismus

Monarchische Regierungsform, in der Macht und Herrschaftsrechte beim Fürsten konzentriert waren. Der Adel wurde zum Hofadel ohne politische Autonomie, die Macht ständischer Institutionen wurde durch die Errichtung zentralistischer Verwaltungsapparate zurückgedrängt. Legitimierende Kraft entfaltete die eindrucksvolle Kultur höfischer und kirchlicher Repräsentation im Barock. Absolute Herrschaft in vollem Ausmaß wurde kaum jemals erreicht.

Adel

Die Adelsgesellschaften der einzelnen Länder unter habsburgischer Herrschaft waren in ihren Traditionen ursprünglich sehr verschiedenartig. In der Regel unterschied man im landständischen Adel der einzelnen habsburgischen Kronländer zwischen dem politisch und ökonomisch einflussreicheren Herrenstand und dem als Ritterstand bezeichneten Kleinadel, der nur lokale Bedeutung besaß.

Eine übergeordnete Stellung hatten die reichsständischen Familien, die über Sitz und Stimme im Reichstag des Heiligen Römischen Reiches verfügten und direkt dem Kaiser unterstanden.

Innerhalb des Hochadels hatten Familien, die über einen Herzogs- oder Fürstentitel verfügten, die höchste Stellung inne. Danach folgten die gräflichen Familien und schließlich die Freiherren oder Barone.

Der habsburgische Kaiserhof entwickelte im Laufe der Zeit eine eigene höfische Hierarchie, die für den Adel der einzelnen Territorien verbindlich wurde.

Balkan

Die Balkanhalbinsel war seit der osmanischen Eroberung Ungarns nach 1526 ein von Habsburgern, Osmanen und Venezianern umkämpftes Gebiet. Ende des 17., Anfang des 18. Jahrhunderts wurden die Osmanen schrittweise zurückgedrängt, die größte territoriale Ausdehnung des Habsburgerreichs wurde 1908 mit der Annexion Bosnien-Herzegowinas erreicht. Der Balkan war immer eine politisch komplexe Region, geprägt von ethnischer und religiöser Vielfalt.

Biedermeier

Der Begriff Biedermeier charakterisiert Lebens- und Geistesart des Vormärz, also der Zeit zwischen 1815 und 1848. Da das Bürgertum im repressiven System Metternich von jeder Beteiligung am politischen Leben ausgeschlossen wurde, entfaltete es sein kulturelles Leben im privaten Raum. Der Rückzug in die Familie, in den Freundeskreis, in die freie Natur wurde zelebriert und wird verklärend als Beschaulichkeit dargestellt. Mit der Revolution von 1848 fand das Biedermeier sein Ende.

Cisleithanien – Transleithanien

Nach dem österreichisch-ungarischen Ausgleich 1867 wurden die Länder der österreichischen Reichshälfte (Niederösterreich, Oberösterreich, Steiermark, Kärnten, Krain, Küstenland, Salzburg, Tirol und Vorarlberg, Böhmen, Mähren, Schlesien, Galizien und Lodomerien, Bukowina sowie Dalmatien) als die "im Reichsrat vertretenen Königreiche und Länder" bzw. kurz als "Cisleithanien" bezeichnet.

Im Gegensatz dazu verstand man unter "Transleithanien“ die Länder der ungarischen Krone (das historische Königreich Ungarn samt Kroatien und Slawonien sowie die Freistadt Fiume).

Wörtlich bedeuten diese inoffizellen Bezeichnungen "die Länder diesseits" bzw. "jenseits der Leitha", dem historischen Grenzfluss zwischen Österreich und Ungarn.

Deutsche Frage

Mit der Auflösung des Heiligen Römischen Reiches 1806 stellte sich die Frage nach der Zukunft der deutschen Länder. Sollte ein neues deutsches Reich unter habsburgischer Führung ("großdeutsche Lösung") oder unter preußischer Führung und unter Ausschluss Österreichs ("kleindeutsche Lösung") entstehen? In zwei siegreichen Kriegen gegen Österreich (1866) und Frankreich (1871) setzte Preußen die kleindeutsche Lösung durch und errichtete ein Deutsches Kaiserreich unter den Hohenzollern.

Dynastie

Dynastie bezeichnet ein Herrschergeschlecht, man spricht auch vom Herrscherhaus (Haus Habsburg, Haus Bourbon). Die Metapher des Hauses setzt die herrschende Familie mit dem Reich, das sie regiert, in Beziehung: Der Monarch ist der Hausherr, er regiert sowohl die Dynastie als auch die Untertanen seines Reiches. Die Herrschaftsrechte werden innerhalb der Familie weitervererbt. Wie die Monarchie selbst bezieht die Dynastie ihre Legitimation aus der Religion: Sie ist von Gott eingesetzt.

Feudalismus

Dominante Gesellschaftsform des europäischen Mittelalters und der Frühen Neuzeit. Sie beruhte auf einer hierarchischen Struktur, in der Land "zum Lehen" (feudum = Lehen) vom Fürsten über adelige Vasallen nach unten bis zum Bauern oder Leibeigenen vergeben wurden. Ritterliche Vasallen erhielten ihr Lehen vom Fürsten gegen Gefolgschaft (Leistung von Kriegsdiensten), Bauern waren ihren ritterlichen Herren Abgaben und Arbeit schuldig. Damit einher ging eine Abstufung der persönlichen Freiheits- und Souveränitätsrechte.

Glacis

Als Teil der Verteidigungsanlagen diente das unverbaute Areal des Glacis vor der Stadtmauer ursprünglich als freies Schussfeld. Dahinter lagen die Vorstädte. Joseph II. ließ 1770 das Gelände einebnen, bepflanzen und mit Wegen ausstatten. Im 19. Jahrhundert verloren die einst zum Schutz und zur Verteidigung errichteten Befestigungen ihre Funktion. Die Grünfläche des Glacis bildete bis zu ihrer Beseitigung im Zuge der Errichtung der Ringstraße einen beliebten Erholungsraum der WienerInnen.

Heiliges Römisches Reich

Das Heilige Römische Reich ist die Bezeichung des abendländischen Kaiserreiches, das in wechselnden Grenzen große Teile Mittel- und Westeuropas sowie Norditaliens umfasste. Entstanden im Jahre 800, als Papst Leo III. den fränkischen König Karl den Großen in Rom zum Kaiser krönte, sollte dadurch die Wiederherstellung des antiken weströmischen Kaiserreiches zum Ausdruck gebracht werden.

Obwohl die Würde des Kaisers des Heiligen Römischen Reiches nicht erblich war und der Kaiser durch Wahl bestimmt wurde, gelang es den Habsburgern ab dem 15. Jahrhundert bis zum Ende des Reiches 1806 mit wenigen Ausnahmen durchgehend den Kaisertitel für die Dynastie zu gewinnen.

Hof

Die Grundfunktionen des Hofes bestanden in der alltäglichen Versorgung der fürstlichen Familie und der Unterstützung des Monarchen bei der Ausübung der Regierungsgeschäfte, wofür ein streng hierarchisch gegliederter Stab von Würdenträgern ("Hofchargen"), Beamten und Bediensteten, der so genannte "Hofstaat", zur Verfügung stand.

Eine weitere Funktion des Hofes war es, für ein repräsentatives Umfeld für die Abhaltung von Festen und staatspolitischen Ereignissen zu sorgen, deren Ablauf durch das Zeremoniell geregelt wurde. Die adelige Hofgesellschaft bildete dabei eine durch Zugangsbeschränkungen ("Hoffähigkeit") gekennzeichnete Öffentlichkeit, die sich durch bestimmte Umgangsformen und einen exklusiven Lebensstil abzugrenzen versuchte.

Konstitutionalismus

Beschreibt eine Staatsform, in der die Rechte und Pflichten der BürgerInnen, der Regierung und des Monarchen in einer Verfassung festgeschrieben sind. Die Macht der Krone wird durch ein zumindest teilweise gewähltes Parlament kontrolliert. Die Habsburgermonarchie wurde erst mit der Dezemberverfassung von 1867 zu einer echten konstitutionellen Monarchie.

Liberalismus

Diese politische Strömung ist ein Produkt des Zeitalters der Aufklärung. Sie richtete sich gegen monarchischen Absolutismus ebenso wie gegen geistige Bevormundung durch Staat und Kirche. Die Verfechter des Liberalismus traten ein für einen demokratischen Verfassungsstaat, für die Freiheit von Wissenschaft und Kunst sowie für eine freie Wirtschaftsentwicklung. Trotz neoabsolutistischer Repression nach der Revolution 1848 setzten sich liberale Ideen danach auch im Kaiserreich Österreich durch.

Nationalismus

Der Nationalismus vertritt die politische Souveränität der sprachlich/ethnisch/kulturell definierten Nation und die Einheit von Staatsvolk und Territorium. In der Habsburgermonarchie und in Deutschland erwuchsen nationale Bestrebungen aus dem Gedankengut der Französischen Revolution und den "Befreiungskriegen" gegen Napoleon. Das erwachende Nationalgefühl der Völker der Monarchie führte zu Widerstand gegen die zunehmend als Fremdbestimmung empfundene imperiale Herrschaft.

Neoabsolutismus

Bezeichnet die Regierungsform im österreichischen Kaiserreich nach der Niederschlagung der Revolutionen von 1848 in Österreich und Ungarn. Es war eine monarchische Herrschaft ohne Verfassung, die auf die liberalen und konstitutionellen Bestrebungen des Bürgertums sowie auf die nationalen Anliegen der Völker der Monarchie repressiv reagierte. Endgültig beendet wurde diese Phase durch den ungarischen Ausgleich und die Dezemberverfassung von 1867.

Preußen

Das Königreich Preußen entwickelte sich im 18. Jahrhundert zu einem bürokratischen und militarisierten Musterstaat. Die Habsburger sahen ihren Einfluss im Heiligen Römischen Reich zusehends schwinden, Preußen erlangte die Vormachtstellung in den deutschsprachigen Gebieten. Aus diesem Konflikt entwickelte sich eine lange Feindschaft zwischen den katholischen Habsburgern in Österreich und den protestantischen Hohenzollern in Preußen, die bis ins 19. Jahrhundert andauerte.

Verfassung

Das zentrale Rechtsdokument eines Staates. Beschreibt die essentiellen Rechte und Pflichten der BürgerInnen sowie die Organisation und Struktur des Staates, seine Teile und Institutionen. Zwar nicht die erste, aber sicher die einflussreichste der frühen modernen Verfassungen ist jene der USA von 1787/89. Die Habsburgermonarchie erhielt erst mit der Dezemberverfassung von 1867 ein echtes Verfassungsdokument (dieses galt nur für den cisleithanischen Teil der Monarchie).

Vergleichswerte zu Preisangaben in Kreuzern und Gulden

Historische Preisangaben lassen sich kaum in heutige Währungen umrechnen. Um trotzdem einen Preisvergleich anstellen zu können, wird meist ein gängiges Konsumprodukt gewählt, für das über die Jahrhunderte hinweg Preisaufzeichnungen existieren. Rindfleisch ist beispielsweise ein solches Produkt. Ein Pfund Rindfleisch – also etwa ein halbes Kilogramm – kostete laut den Aufzeichnungen des Wiener Bürgerspitals Mitte des 15. Jahrhunderts rund 0,7 Kreuzer. Mitte des 16. Jahrhundert bezahlte man rund zwei Kreuzer und um 1650 lag der Preis bei rund drei Kreuzern. Den Aufzeichnungen des Wiener Marktamtes zufolge bezahlte man in der Mitte des 18. Jahrhunderts etwa fünf Kreuzer, Mitte des 19. Jahrhunderts rund 30 Kreuzer. Für das 19. Jahrhundert sind Vergleiche auf Grund unterschiedlicher Guldenwährungen allerdings schwer. Ein Gulden setzte sich aus 60 Kreuzern zusammen. Für einen Kreuzer bzw. einen Gulden bekam man also ungefähr folgende Menge Rindfleisch am Markt zu kaufen:

  1 Kreuzer 1 Gulden
Mitte 15 Jh. 0,8 kg 48 kg
Mitte 16. Jh. 0,3 kg 18 kg
Mitte 17. Jh. 0,2 kg 12 kg
Mitte 18. Jh. 0,1 kg 6 kg
Mitte 19. Jh. 0,02 kg 1,2 kg

 

Vormärz

Die Zeit zwischen dem Wiener Kongress 1815 und der Märzrevolution von 1848 wird als "Vormärz" bezeichnet. Diese Epoche war gekennzeichnet von dem Bestreben, die alte politische Ordnung in Europa und in den europäischen Reichen wiederherzustellen. Sie bedeutete ein Zurückgehen hinter die Ideen der Französischen Revolution und die Restauration absolutistischer Systeme. Hinter dieser unschuldigen, im Nachhinein gefundenen Bezeichnung verbarg sich ein eng gespanntes Netz polizeilicher Überwachung mit Spitzelwesen und Zensur.