Rauchfreuden und Tabaksüchte – Vom Adeligen bis zur Bäuerin rauchen alle

Wiener Kaffeehauspfeife, 19. Jahrhundert

Schnupftabakdose, 1780

Nicolaus Lawers: Die Tabakstube, 1. Hälfte des 17. Jahrhunderts

Ob Heilmittel, Suchtmittel oder Genussmittel mit erotisierender Wirkung, geraucht wurde über alle gesellschaftlichen Grenzen hinweg.

Wiener Kaffeehauspfeife, 19. Jahrhundert

Schnupftabakdose, 1780

Nicolaus Lawers: Die Tabakstube, 1. Hälfte des 17. Jahrhunderts

Anders als Schokolade, Kaffee und Tee war der Tabakkonsum nicht auf die Oberschichten beschränkt. In Gemälden des 17. Jahrhunderts waren adelige RaucherInnen genauso abgebildet wie rauchende Gesellen, Landsknechte und Bäuerinnen. Beliebte Motive für Stilleben waren außerdem diverse Rauchutensilien wie die Pfeife oder die Schnupftabakdose. Obwohl Rauchen in allen gesellschaftlichen Schichten üblich war, diente es als Statussymbol. Prestigeträchtig war es, eine Silberpfeife oder eine Tonpfeife zu benutzen. Vor allem die ärmere Bevölkerung dürfte den Tabak, der geraucht, geschnupft oder gekaut wurde, auch als hungerstillendes Mittel verwendet haben. Regionale Unterschiede lassen sich beim Gebrauch erkennen: Im späten 18. Jahrhundert wurde in Galizien, Ungarn und den südslawischen Gebieten der Tabak eher geraucht, während die Bevölkerung in den österreichischen Gebieten mehr schnupfte. Beim Hochadel war der Schnupftabak ebenfalls sehr beliebt, wobei der französische Hof als Vorbild galt. Marie Antoinette bekam zu ihrer Hochzeit mit dem späteren französischen König Ludwig XVI. mehr als 50 goldene Schnupftabakdosen geschenkt.

Während der Schokolade eine potenzsteigernde Wirkung attestiert wurde, sagte man Kaffee und Tabak das Gegenteil nach. Wegen dieser Wirkung wurde den katholischen Geistlichen das Rauchen nahegelegt. Die Gründung einer papsteigenen Tabakmanufaktur 1779 erfolgte aber eher aus wirtschaftlichen Überlegungen. Auf die Suchtgefahr wiesen zeitgenössische Mediziner genauso hin wie auf die Funktion des Tabaks als Heilmittel.

Im Gegensatz zu vielen anderen aus Amerika stammenden Produkten konnte die bäuerliche Bevölkerung den teureren Importtabak durch eigenen Anbau substituieren. Den Habsburgern war diese Praxis zuwider, weil sie das herrschaftliche Tabakmonopol untergrub. Eine kaiserliche Tabakmanufaktur, die Karl VI. 1723 gründete, sollte die rauchigen Gewinne sichern.

Christina Linsboth