Neu im Programm: Wohnungen mit Wasseranschluss – Zu viel und zu wenig Wasser in Wien

Abtragung der Elisabethbrücke am 22.3.1898

Eduard Gurk: Franz II./I. besichtigt den Schaden der Überschwemmung in der Rossau, 1830

Obwohl die WienerInnen an der schönen blauen Donau lebten, bevorzugten sie Gebirgswasser von weit her. Donauwasser ließ sich nämlich schlecht trinken.

Abtragung der Elisabethbrücke am 22.3.1898

Eduard Gurk: Franz II./I. besichtigt den Schaden der Überschwemmung in der Rossau, 1830

Obwohl Wien an der Donau liegt und von reichlich Wasser umgeben ist, war es über die Jahrhunderte hinweg schwierig, die Bevölkerung der Stadt mit Trink- und Nutzwasser – beispielsweise zum Löschen von Bränden oder für Pferde – zu versorgen. Besonders in Trockenperioden wurde es knapp. Als die Wiener Bevölkerung 1835 auf Grund einer Rationierung wegen Wasserknappheit den Aufstand probte, gab Kaiser Ferdinand I. den Auftrag zum Bau einer Wasserleitung, die Donauwasser filtern sollte. Diese verringerte das Problem zwar, war aber als dauerhafte Lösung nicht geeignet, da keineswegs alle Häuser Wiens damit versorgt werden konnten.

Die Problematik der Wasserversorgung verstärkte sich im Laufe des 19. Jahrhunderts: Erstens benötigte die stark angewachsene Bevölkerung immer mehr davon; und zweitens wies das Grundwasser einen immer höheren Verschmutzungsgrad auf, weil die städtische Kanalisation unzureichend war und die Gefahr von Seuchenausbrüchen (etwa Cholera oder Typhus) bestand. Abhilfe sollte eine Hochquellwasserleitung schaffen, die das Wasser aus 80 Kilometer weit entfernten Quellen nach Wien transportierte. Finanziert von der Stadt Wien und im Jahr der Weltausstellung (1873) von Kaiser Franz Joseph feierlich eröffnet, sollte die Wasserleitung nicht nur die Paläste der Stadt und die Ringstraßenbauten, sondern auch die ArbeiterInnensiedlungen in den Vororten versorgen.

Da das Vorhaben äußerst kostspielig war, wurden Gebühren für den Wasserverbrauch erhoben; jeder Haushalt durfte nach dieser Berechnung 34 Liter pro Tag und Person (später 25 Liter) verbrauchten – zum Vergleich: Heute verbrauchen die ÖsterreicherInnen durchschnittlich täglich 150 Liter Wasser pro Person; InderInnen dagegen müssen mit 25 Litern auskommen. Dass die inneren Bezirke weitaus mehr Wasser konsumierten als die äußeren, hing wiederum mit der sanitären Ausstattung der Häuser zusammen. Diese waren in den inneren Bezirken weitaus häufiger mit Badezimmer und WC innerhalb der Wohnungen versehen. Erst die Eröffnung einer weiteren Hochquellwasserleitung 1910 konnte das weiterhin bestehende Wasserversorgungsproblem langfristig beheben.

Nicht nur zu wenig Wasser, sondern auch zu viel Wasser machte den WienerInnen Probleme. Sowohl die Donau als auch der Wienfluss verursachten durch Hochwasser und Eisstöße immer wieder Überschwemmungen. Das Problem war nicht leicht in den Griff zu bekommen, weil es trotz der Donauregulierung (1870 bis 1875) zu erneuten Überschwemmungen kam. Für die Regulierung des Wienflusses fehlte lange Zeit der politische Wille; sie wurde erst um die Jahrhundertwende (1895 bis 1906) umgesetzt.

Christina Linsboth