Mortalitas Magna – das große Sterben – Die Pestepidemie 1348/49

Hans Folz: Pestarzt öffnet eine Beule, Holzschnitt, 1482

Ein Drittel der europäischen Bevölkerung fiel dem 'schwarzen Tod' zum Opfer. Wer konnte, floh in weniger besiedelte Gebiete. Geißlerzüge versuchten das Ihre, um der Seuche Herr zu werden.

Hans Folz: Pestarzt öffnet eine Beule, Holzschnitt, 1482

Auf dem Gebiet des heutigen Österreich trat die Pestepidemie im Sommer 1348 zunächst in Kärnten und der Steiermark, 1349 dann flächendeckend auf. Ausgegangen war die Seuche von der Stadt Caffa auf der Insel Krim, wohin Tataren, welche die Stadt belagerten, die Pest aus Mittelasien eingeschleppt hatten. Durch genuesische Händler breitete sie sich auf dem Land- und Seeweg in ganz Europa aus.

Es existierten zwei Arten: Die Beulenpest wurde von Ratten bzw. Ratten- und Menschenflöhen übertragen und äußerte sich in eitrigen Beulen an den Lymphknoten der Achselhöhlen und Leisten. Zwischen 30 und 60 Prozent der Erkrankten verstarben daran ihr. Die Lungenpest wurde durch Tröpfcheninfektion übertragen, sie verlief meist tödlich.

Die Pestfolgen schienen so dramatisch, dass die Opferzahlen in den Überlieferungen meist extrem hoch angegeben wurden. Tatsächlich fiel etwa ein Drittel der europäischen Bevölkerung der Epidemie von 1348/49 zum Opfer. Besonders viele Menschen starben in Gegenden mit Transitverkehr. Ebenfalls besonders betroffen waren Personen, die Kranke pflegten oder auf engstem Raum zusammenlebten oder -arbeiteten. Wer wie Albrecht II. die Möglichkeit hatte, verließ die dichtbewohnten städtischen Gebiete. Der Herzog floh mit Familie und Hof nach Purkersdorf.

Die Medizin stand der Seuche völlig hilflos gegenüber, sie wurde als Strafe Gottes angesehen. Das ist auch der Grund, warum zahlreiche Menschen versuchten, durch Selbstpeinigung göttliche Verzeihung zu erwirken. Die von den deutschsprachigen Gebieten ausgehenden Züge von Flagellanten wanderten in Gruppen von 50 bis 450 Teilnehmern durch Europa. Frauen sollten sich nur hinter verschlossenen Türen selbst geißeln.

Die Pestepidemie 1348/49 führte nicht nur zu einem massiven Bevölkerungsrückgang in Europa, auch die Siedlungsstrukturen und die Wirtschaft wurden nachhaltig beeinflusst.

Christina Linsboth