Metternich – "Kutscher" und "Fels"

20 Euro – Die Biedermeierzeit, Sondergedenkmünze, 2003

Für manche war er ein großer Staatsmann, für viele wurde sein Name jedoch zum Inbegriff eines repressiven Polizeistaates: Fürst Metternich.

20 Euro – Die Biedermeierzeit, Sondergedenkmünze, 2003

Als "großer österreichischer Staatsmann" wird Fürst Metternich im Beitext zur 20-Euro-Sondergedenkmünze "Die Biedermeierzeit" bezeichnet, die 2003 von der Münze Österreich herausgegeben wurde. Diese durchaus positive Charakterisierung des prägenden europäischen Politikers der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts verschweigt jedoch die Schattenseiten seiner Zeit als Staatskanzler, als er der eigentlich mächtige Mann der Habsburgermonarchie war.

Clemens Wenzel Lothar Fürst Metternich verstand sich selbst als der "Kutscher Europas" beim Wiener Kongress, dessen Ergebnisse er zu einem Großteil bestimmte. Es gelang ihm, sich politische Netzwerke in ganz Europa aufzubauen. Sein Feindbild waren die Gefahren für die bestehende absolutistische Ordnung: Diese gingen seiner Meinung nach von Revolutionären, den liberalen Regierungen Westeuropas, kritischen Zeitungen oder Philosophen, etwa jenen im Gefolge von Georg Wilhelm Friedrich Hegel, aus. In seiner antiliberalen und antiintellektuellen Haltung entsprach er durchaus den Auffassungen des Kaisers Franz II./I. Im Unterschied zu Franz war Metternich jedoch kein "biederer" Familienmensch, sondern eher ein Lebemann, dem zahlreiche Skandälchen und Amouren nachgesagt wurden. Der "brillante und liebenswürdige Metternich", wie er von manchen HistorikerInnen verklärend dargestellt wird, trat im Sinne der konservativen europäischen Monarchen für die Restauration der alten Ordnung vor der Französischen Revolution und gegen demokratische Veränderungen ein.

Metternich wurde 1813 zum Fürsten erhoben. 1821 wurde er zum Chef der Haus-, Hof- und Staatskanzlei, einer Art Außenministerium, bestellt. Bis zur Revolution 1848 war er, vor allem unter dem schwachen Kaiser Ferdinand I., als Staatskanzler der eigentliche Regent der Habsburgermonarchie. Zeitgenössische Kommentatoren sprachen von einer "Monarchie ohne Monarchen". Die revolutionären Ereignisse zwangen ihn jedoch 1848, nach England zu fliehen – der "Fels der Ordnung", wie sich Metternich trotz seiner Flucht bezeichnete, musste zumindest vorübergehend das Land verlassen und seine dominante politische Rolle endgültig aufgeben.

Stephan Gruber