Leopold Fertbauer: Familienbild des Kaiserhauses um den Herzog von Reichstadt, Ölgemälde, 1826

Moritz Daffinger: Le Duc de Reichstadt, Radierung, 19. Jahrhundert

Marie Louise nach der Entmachtung Napoleons

Leopold Fertbauer: Familienbild des Kaiserhauses um den Herzog von Reichstadt, Ölgemälde, 1826

Moritz Daffinger: Le Duc de Reichstadt, Radierung, 19. Jahrhundert

Nach der Trennung von Napoleon ließ Marie Louise ihre Existenz als Kaiserin der Franzosen hinter sich. Nach dem Wiener Kongress mit dem Herzogtum Parma versorgt, ging sie als „lustige Witwe“ zwei weitere Ehen ein.

Leopold Fertbauer: Familienbild des Kaiserhauses um den Herzog von Reichstadt, Ölgemälde, 1826

Moritz Daffinger: Le Duc de Reichstadt, Radierung, 19. Jahrhundert

Als sich 1814 die Lage zuungunsten Napoleons änderte, ging Marie Louise zurück nach Wien, wo sie sich in einer schwierigen Lage befand. Die exilierte Gattin Napoleons wurde hier zunehmend angegriffen: Sie hatte die Allüren einer Kaiserin entwickelt und wollte ihren gewohnten französischen Lebensstil in puncto Mode, Speisen und Umgang nicht mehr ablegen. So galt Marie Louise in ihrer ehemaligen Heimat bald als verwöhnt und arrogant.

Der Kontakt zu Napoleon wurde vom Wiener Hof planmäßig unterbunden. Es wurde intensiv daran gearbeitet, die ehemalige Kaiserin der Franzosen von ihrem Gatten zu entfremden. Bald wurde ihr Graf Adam von Neipperg (1775–1829) als Ehrenkavalier zugewiesen, mit dem Hintergedanken, dass dieser als Frauenheld geltende Offizier sie auf andere Gedanken bringen würde – der Plan ging auf. Die ursprünglich geplante Wiedervereinigung Marie Louises mit Napoleon auf Elba wurde zunächst hinausgeschoben, um schließlich nie mehr zustande zu kommen. Die Eheleute sollten einander nie wieder sehen.

Als Napoleon aus seiner Verbannung auf Elba nach Paris zurückkehrte und kurzfristig seine Herrschaft wieder erlangen konnte, war Marie Louise nicht mehr bereit, zu ihm zurückzukehren. Darin zeigten sich ihre geringe Eigeninitiative und ihr schlichtes Gemüt. Sie war lenkbar und gehorsam – zuerst gegenüber dem Vater, dann dem Ehemann und nun wieder dem Vater.

Marie Louise wurde im Wiener Kongress zur standesgemäßen Versorgung und als Ersatz für die verlorene Kaiserinnenwürde das Herzogtum Parma samt Piacenza und Guastalla zugesprochen, wohin sie sich 1816 begab.

Ihr kleiner Sohn Napoleon II. Franz blieb jedoch weiterhin in der Obhut des Großvaters in Wien. Die Mutter nahm die Trennung von ihrem Kind nach anfänglichem Protest hin. Der Kontakt wurde immer seltener. Marie Louise lebte nun in Parma, wo sie inzwischen mit ihrem Geliebten Neipperg drei Kinder hatte, die sie jedoch der Öffentlichkeit verschwieg: Albertine (1817–1867), eine weitere früh verstorbene Tochter (geboren 1818) sowie Wilhelm Albrecht (1819 oder 1821 – 1895). Marie Louise ehelichte ihren langjährigen Geliebten erst nach dem Tod Napoleons 1821. Diese geheimgehaltene Ehe wurde erst nach dem Tod Neippergs offiziell verlautbart. Die Kinder aus dieser Verbindung wurden von ihrem Großvater legitimiert und erhielten den Namen Montenuovo – eine italienisierte Form des ursprünglichen Familiennamens Neipperg (Neuberg). Wilhelm Albrecht wurde 1864 von Kaiser Franz Joseph zum Herzog von Montenuovo erhoben. Das Geschlecht der Montenuovo starb 1951 in männlicher Erbfolge aus.

Nach dem Tod Neippergs ging Marie Louise 1834 eine dritte Ehe mit Graf Charles René de Bombelles (1784–1856) ein, der von Metternich als Obersthofmeister und leitender Minister nach Parma geschickt worden war.

1831 musste Marie Louise aufgrund von Unruhen ihr Herzogtum verlassen; diese wurden durch einen militärischen Eingriff österreichischer Truppen bald beendet. Nach ihrer Rückkehr ließ sie ein mildes Regime walten. Sie erwarb sich Verdienste in der Reorganisation der Verwaltung und des öffentlichen Wohlfahrtswesens, sodass sie im Volk große Beliebtheit genoss. Als populäre Landesmutter ihres kleinen Herzogtums gefeiert, starb die 56-Jährige 1847. Ihr Leichnam ist in der Wiener Kapuzinergruft bestattet.

Martin Mutschlechner