Maria Theresia in den Augen ihrer Zeitgenossen

Martin van Meytens: Maria Theresia als Königin von Ungarn, Ölgemälde, um 1745

Der preußische Gesandte am Wiener Hof, Otto Christoph Graf Podewils beschrieb im Juni 1746 die damals 29-jährige Herrscherin folgendermaßen:

Martin van Meytens: Maria Theresia als Königin von Ungarn, Ölgemälde, um 1745

Ihr Wuchs ist eher über als unter Mittelgröße. Er war vor ihrer Heirat sehr schön, aber die zahlreichen Geburten, die sie durchgemacht hat, dazu ihre Körperfülle, haben sie äußerst schwerfällig werden lassen. Trotzdem hat sie einen ziemlich freien Gang und eine majestätische Haltung. Ihr Aussehen ist vornehm, obgleich sie es verdirbt durch die Art, sich zu kleiden. Der kleine englische Reifrock, den sie trägt, entstellt sie. Sie hat ein rundes volles Gesicht und eine freie Stirn. Die gut gezeichneten Augenbrauen sind, wie auch die Haare, blond, ohne ins Rötliche zu schimmern. Die Augen sind groß, lebhaft und zugleich voll Sanftmut, wozu ihre Farbe, die von einem hellen Blau ist, beiträgt. Die Nase ist klein, weder gebogen noch aufgestülpt, der Mund ein wenig groß, aber ziemlich schön, die Zähne weiß, das Lächeln angenehm. Hals und Kehle gut geformt. Arme und Hände wundervoll. Der Teint muß es nicht minder gewesen sein nach dem, was man sieht, trotz der geringen Sorgfalt, die sie darauf verwendet hat. Sie hat gewöhnlich viel Farbe. Ihr Gesichtsausdruck ist offen und heiter, ihre Anrede freundlich und anmutig. Man kann nicht leugnen, dass sie eine schöne Person ist.“  

Martin Mutschlechner