Kaiser Leopold I. übergibt die Erblande dem Schutz des hl. Joseph, Gemälde, um 1690

Johann August Corvinus (nach Salomon Kleiner): Die Pestsäule in Wien, Kupferstich, 1724

Jan Thomas: Kaiser Leopold I. im Theaterkostüm, Gemälde, 1667

Leopold I.: Der „Barockkaiser“

Kaiser Leopold I. übergibt die Erblande dem Schutz des hl. Joseph, Gemälde, um 1690

Johann August Corvinus (nach Salomon Kleiner): Die Pestsäule in Wien, Kupferstich, 1724

Jan Thomas: Kaiser Leopold I. im Theaterkostüm, Gemälde, 1667

Leopold I. war eine prägende Figur der habsburgischen Geschichte. In Leopolds Regentschaftszeit fielen die Konsolidierung der Monarchie nach dem Dreißigjährigen Krieg sowie die entscheidenden Erfolge gegen das Osmanische Reich, die die Habsburgermonarchie zu einer führenden Großmacht Europas aufsteigen ließen.

Kaiser Leopold I. übergibt die Erblande dem Schutz des hl. Joseph, Gemälde, um 1690

Johann August Corvinus (nach Salomon Kleiner): Die Pestsäule in Wien, Kupferstich, 1724

Jan Thomas: Kaiser Leopold I. im Theaterkostüm, Gemälde, 1667

Dabei war Leopold I. persönlich ein schüchterner, zaudernder Charakter, der sich geradezu hinter der kaiserlichen Würde versteckte. Der Habsburger war nicht gerade ein strahlender Monarch, sondern von geradezu grotesker Hässlichkeit: So war die Habsburgerlippe bei ihm extrem ausgebildet. Angeblich ließ er seine physischen Defizite auf Abbildungen aus Demut noch verstärken. Der Kaiser kompensierte seine persönlichen Unzulänglichkeiten mit dem Nimbus des hohen Amtes. Leopolds Gegenspieler Ludwig XIV. meinte einmal, er fürchte nicht den Kaiser als Person, sondern sein „Mirakel“.

Leopold war durchdrungen von der Würde des Kaiseramtes, wobei er vor allem die religiöse Komponente betonte. Namentlich der Sieg über das Osmanische Reich, dessen Expansion nun endgültig gestoppt werden konnte, diente der pro-habsburgischen Propaganda als ideales Instrument, Kaiser Leopold als Beschützer der Christenheit zu stilisieren. So zeigt die Darstellung Leopolds als Stifter der Pestsäule am Wiener Graben den Kaiser in demütiger Pose kniend, wie er sein Reich den Mächten des Himmels empfiehlt. Bei anderer Gelegenheit bezeichnete sich der Kaiser als „der heiligen Jungfrau Maria geringster und unwürdigster Knecht“.

Der Habsburger war geprägt vom intolerantem Katholizismus der Gegenreformation: unter seiner Herrschaft wurden 1669/70 die Juden aus Wien vertrieben und in der Folge die Ansiedlung von Juden in den österreichischen Erbländern verboten. Das ehemalige jüdische Ghetto auf dem „Unteren Werd“ wurde zu Ehren des Kaisers in „Leopoldstadt“ unbenannt, die enteigneten Häuser und Grundstücke katholischen Bürgern übergeben und so zur Keimzelle des heutigen 2. Wiener Gemeindebezirks. Anstelle der Synagoge wurde die Pfarrkirche St. Leopold errichtet.
Positiv gesehen wird Leopolds stark ausgeprägte künstlerische Begabung – seine Liebe galt der Musik. Er selbst war begeisterter Musiker und Schöpfer etlicher Kompositionen von nicht zu unterschätzender Qualität. Vor allem die Oper war seine große Leidenschaft. Bedeutende Ereignisse wurden allegorisch überhöht als barocke Feste mit gigantischem Aufwand inszeniert.

Martin Mutschlechner