Kaiser Franz II./I. und Napoleon

Friedrich von Amerling: Kaiser Franz II./I. im österreichischen Kaiserornat, 1832, Öl auf Leinwand

Jacques-Louis David: Napoleon am St. Bernhard, 1802/1803, Öl auf Leinwand

Die Regentschaft des "guten Kaisers Franz" war geprägt von Auseinandersetzungen mit Napoleon, der die ehrwürdigen Throne Europas gehörig ins Wanken brachte.

Friedrich von Amerling: Kaiser Franz II./I. im österreichischen Kaiserornat, 1832, Öl auf Leinwand

Jacques-Louis David: Napoleon am St. Bernhard, 1802/1803, Öl auf Leinwand

Als Kaiser Leopold II. nach zweijähriger Regierungszeit (1790-92) unerwartet starb, folgte ihm sein 24jähriger Sohn als Franz II. nach. Es war kein leichtes Erbe, denn das von seinem Vater abgeschlossene österreichisch-preußische Defensivbündnis beunruhigte Frankreich in zunehmendem Maße. Unmittelbar nach seinem Regierungsantritt im März 1792 forderte Frankreich ultimativ die Aufgabe des Bündnisses mit Preußen. Die Ablehnung des Ultimatums nahm Frankreich zum Anlass,  Österreich den Krieg zu erklären. Drei Jahre später stieg Preußen aus der Koalition aus; ein junger Korse sah seine Chance, die Entscheidung des Krieges zu Gunsten Frankreichs herbeizuführen. Napoleon Bonaparte führt Frankreich zum Sieg, im darauf folgenden Frieden von Campo Formio musste Österreich große Gebietsverluste hinnehmen. Der Frieden hielt aber nicht lange an, ab 1799 wurde wieder gekämpft. Trotz der Unterstützung Russlands endete der zweite Koalitionskrieg wieder mit einem Sieg Napoleons. Der Frieden von Lunéville brachte Kaiser Franz II. nur unbedeutende Verluste, setzte aber einen folgenschweren Prozess in Gang. Die Verträge von Campo Formio und Lunéville sahen eine Entschädigung der deutschen Fürsten für die linksrheinischen Gebietsverluste an Frankreich vor, der der Einfluss Österreichs im Reich wurde stark geschwächt.

Als sich Napoleon 1804 zum Kaiser der Franzosen ausrufen ließ, nahm Franz II. den Titel eines erblichen Kaisers von Österreich an. Somit wurde aus Franz II. (als Kaiser des Heiligen Römischen Reiches) Franz I. (als erster Kaiser von Österreich). Sein Wunsch nach Wiederherstellung des europäischen Gleichgewichts führte zu einem Bündnis mit Russland, Großbritannien und Schweden, aber auch zum dritten Koalitionskrieg, bei dem die französischen Truppen auch Wien besetzten. Nach der Dreikaiserschlacht bei Austerlitz wurden die Russen und Österreicher entscheidend besiegt, beim Frieden von Pressburg musste Österreich erneut große Gebietsverluste hinnehmen. 1806 führte der Austritt von 16 Reichsfürsten aus dem Reichsverband zur Auflösung des Heiligen Römischen Reiches, auf dem Erfurter Fürstentag 1808 huldigten 4 Könige und 34 Fürsten der Rheinbundstaaten dem französischen Kaiser als dem tatsächlichen Herrscher Europas. Kaiser Franz I. hatte seine Teilnahme abgelehnt und musste sich in einem Brief Napoleons sagen lassen:

"In meiner Macht hat es gestanden, die österreichische Monarchie zu vernichten. Was Eure Majestät sind, sind Sie durch Unseren Willen."

Kaiser Franz war darüber so erbost, dass er im April 1809 Frankreich den Krieg erklärte. Napoleon wiederholte seinen kühnen Vorstoß von 1805 und stand bald darauf vor den Toren Wiens. Erzherzog Karl konnte bei Aspern die "Grande Armée" besiegen, doch die Freude währte nur kurz, denn in der zweiten Marchfeldeschlacht in Deutsch Wagram siegten wieder die Franzosen und Napoleon diktierte den Frieden von Schönbrunn. Als neuer Leiter der Außenpolitik wurde der kompromissbereite Metternich eingesetzt, der schließlich die Eheschließung zwischen Napoleon und Marie Louise, der Tochter des österreichischen Kaisers, zustande brachte. Diese familiäre Verbindung verwickelte Österreich in Napoleons größtes Unternehmen, den Feldzug gegen Russland im Jahre 1812/13. Preußen und England stellten sich auf die Seite Russlands. Nach anfänglichem Zögern  erklärte auch Kaiser Franz II./I. Frankreich den Krieg. In der Völkerschlacht bei Leipzig wurden Napoleons Truppen vernichtend geschlagen. Als die Verbündeten auf Paris vorrückten, floh Napoleon auf die Insel Elba. Im Herbst 1814 begannen die Verhandlungen des Wiener Kongresses. Die Rückkehr Napoleons nach Paris beschleunigte die Verhandlungen und so konnte am 9. Juni 1815 endlich die Schlussakte des Kongresses unterzeichnet werden.

Nach der Niederlage von Waterloo musste Napoleon das sonnige Elba mit der kargen Südatlantikinsel St. Helena tauschen, wo er schließlich am 5. Mai 1821 starb.

Olivia Lichtscheidl