Happy Endings: Ein "Wiener Schluss" für "Hamlet" und Co.

Porträt Johanna Sacco (1754–1802)

Romeo lebt und Julia auch: In der Wiener Bearbeitung erhalten Tragödien ein Happy End und deutsche Aufklärer einen Hanswurst.

Porträt Johanna Sacco (1754–1802)

Durch die Reform Josephs II. stieg das Burgtheater zum angesehensten deutschen Schauspieltheater auf. Erstmals wurden hier Shakespeares Werke in deutscher Sprache und Wiener Bearbeitung gegeben: Diese entfernte sich allerdings weit vom Original und erwies sich diesem gegenüber ziemlich respektlos. Per Dekret befahl der Kaiser, dass die Stücke ein Happy End – einen sogenannten "Wiener Schluss" – bekommen sollten und keine traurigen Begebenheiten vorkommen durften, um die ZuseherInnen nicht zu deprimieren. Werke wie "Hamlet" oder "Romeo und Julia" mussten daher abgeändert werden. Was das Publikum davon hielt, ist nicht überliefert.

Die zeitgenössischen deutschen Klassiker wurden in Wien erst spät gespielt. Es kamen nur wenige Werke, z. B. von Gotthold Ephraim Lessing, und diese in verfremdenden Bearbeitungen auf die Bühne. Sogar den Hanswurst, der sich beim Wiener Publikum aufgrund seiner derben Possen größter Beliebtheit erfreute, baute man in diese Stücke ein.

Beim Lustspiel, für das die WienerInnen zu gewinnen waren, stand das heimische Schaffen im Vordergrund. Besondere Kassenschlager waren die Produktionen mit Publikumsliebling Johanna Sacco. Joseph II. schrieb an seinen Bruder Leopold: "Die deutsche Komödie mit Madame Sacco entzückt fortwährend die Wiener, und ich genieße die Früchte davon, da die Theaterkasse statt eines Defizits nur mehr Gewinn ausweist."

Trotz solcher finanziellen Erfolge versuchte man zeitweilig, die Einnahmen durch den Betrieb eines angeschlossenen Spielkasinos zu erhöhen.

Nach dem Tod Josephs II. 1790 wurden seine Theaterreformen wie viele seiner anderen Neuerungen zurückgenommen. Die Theater wurden verpachtet, die Unternehmer hatten wieder mit großen finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen. Für das Burgtheater endeten diese im Jahr 1821, als es erneut in die Verwaltung des Hofes übernommen wurde; das Kärntnertortheater hingegen blieb weiterhin verpachtet.

Julia Teresa Friehs