Gute Sicht – Die Brille kommt auf die Nase

Josef Dannhauser: Der Augenarzt, Öl auf Leinwand, Wien 1837

Jost Amman: Brillenmacher ("Ständebuch"), 1568

Josef Abel: Der junge Schubert, Öl auf Leinwand, Anfang des 19. Jahrhunderts

Die Brille galt als Ausdruck von Intelligenz und Seriosität, zugleich aber als teuflisches Symbol. Als Sehhilfe und modisches Accessoire ist sie heute nicht mehr wegzudenken.

Josef Dannhauser: Der Augenarzt, Öl auf Leinwand, Wien 1837

Jost Amman: Brillenmacher ("Ständebuch"), 1568

Josef Abel: Der junge Schubert, Öl auf Leinwand, Anfang des 19. Jahrhunderts

Mönche in einem oberitalienischen Kloster dürften um 1285 die ersten Menschen gewesen sein, die Brillen trugen. Bereits vorher verwendeten sehschwache Menschen den sogenannten Lesestein, um ihre Fehlsichtigkeit auszugleichen. Lesesteine waren halbkugelförmige, plankonvexe Linsen, die aus Bergkristall, Quarz oder Halbedelstein hergestellt und mit der flachen Seite auf das Papier gelegt wurden.

Bei den ersten sogenannten Niet- oder Nagelbrillen wurden die Gläser – wie der Name sagt – durch Nieten oder Nägel zusammengehalten. In weiterer Folge entwickelten die Uhrmacher eine Vielzahl an Modellen: Die aus einer Fassung bestehende Bügelbrille, die mit einem Steg versehene Klemmbrille, die Stirnreifenbrille, deren Gläser von einem um Stirn und Kopf gelegten Mittelstreifen herabhingen. Verkauft wurden die Sehhilfen, die handwerkliche Brillenmacher herstellten, meistens von Wanderhändlern und Hausierern. Die heute mehrheitlich verwendete Ohrenbrille kam um 1850 auf. In diplomatischen Kreisen wiederum war zu Beginn des 19. Jahrhunderts das Monokel recht beliebt. Zudem existierten bereits spezielle medizinische Augengläser sowie Reise- und Eisenbahnbrillen, die gegen den Fahrtwind schützen sollten. In ihrer Anfangszeit waren die Augengläser noch aufsehenerregend: Zur Hochzeit von Herzogin Guta von Österreich 1319 erschien ein bebrillter Gesandter aus Padua und sorgte für einige Aufregung unter den Gästen.

Als Symbol der Gelehrsamkeit und Würde war die Brille ein beliebtes künstlerisches Stilmittel. Vor allem im 19. Jahrhundert wurde sie mit Intelligenz in Verbindung gebracht. Die Augengläser wurden aber auch mit Zauberei assoziiert, sodass Narren und Dämonen bebrillt abgebildet wurden. Da Brillen bisweilen für lächerlich und hässlich gehalten wurden, entwickelten die Menschen Strategien, sie möglichst gut zu verbergen: Im 18. Jahrhundert beispielsweise entstanden zahlreiche Ideen, die Gläser in Parfumflakons, Fächern oder Ringen zumindest zeitweise zu verstecken.

Christina Linsboth