Geweihte Erzherzoge

Josef Hauzinger: Marie Antoinette, Erzherzog Maximilian und Ludwig XVI., Öl auf Leinwand, um 1776

Friedrich Amerling: Erzherzog Rudolf als Kardinal, Reproduktion nach Ölgemälde, 1831

Vinzenz Pilz: Ludwig van Beethoven an Säulenstumpf gelehnt, Gipsstatue, 1877

Habsburgs Nachkömmlinge waren nicht nur für politische und militärische Ämter vorgesehen, einige machten Karrieren in der katholischen Kirche.

Du bist das jüngste meiner Kinder und der achte Erzherzog, Du bist zum Glück (und das ist ein recht großes) nicht zum Regieren bestimmt, Dein Leben wird darum nur um so glücklicher sein, und Du hast weniger Verantwortung zu tragen. Aber durch Deinen Stand bist Du verpflichtet, Dich noch mehr um alles, was sich auf Deine Person bezieht, zu bekümmern. Für Deine Lebensstellung haben wir ehrenvoll und angemessen gesorgt.

Maria Theresia legte 1774 ausführliche Lebensregeln für ihren Sohn Maximilian Franz dar

Josef Hauzinger: Marie Antoinette, Erzherzog Maximilian und Ludwig XVI., Öl auf Leinwand, um 1776

Friedrich Amerling: Erzherzog Rudolf als Kardinal, Reproduktion nach Ölgemälde, 1831

Vinzenz Pilz: Ludwig van Beethoven an Säulenstumpf gelehnt, Gipsstatue, 1877

Erzherzog Maximilian Franz war der jüngste Sohn von Maria Theresia und Kaiser Franz I. Stephan. Er wurde bereits mit knapp 13 Jahren zum Koadjutor (Beistand) des Hochmeisters des Deutschen Ordens gewählt. Seine Mutter schickte ihn mit 17 Jahren auf "Kavaliersreisen", die üblichen Reisen adeliger Söhne. Diese führten ihn zu seinen Schwestern Marie Antoinette in Paris und Maria Karolina in Neapel. Maria Theresia hatte ihm ausführliche Lebensregeln mit auf den Weg gegeben, in denen sie ihm alle Vorzüge seiner zukünftigen Versorgungsposten darlegte. Maximilian sollte danach zum Militär gehen, hielt aber als Begleiter seines Bruders Joseph II. im Bayrischen Erbfolgekrieg den Strapazen nicht stand und erkrankte schwer. Damit war er für die militärische Karriere ungeeignet. Seine Mutter hatte jedoch die angekündigten Versorgungsposten parat: Er wurde 1780 Hochmeister des Deutschen Ordens und zum Koadjutor, also Gehilfen und Nachfolger, des Bischofs in Köln und Münster gewählt. 1784 wurde er daher nach dem Tod des Kurfürsten Max Friedrich dessen Nachfolger als Kurfürst-Erzbischof von Köln und Fürstbischof von Münster. In diesem Amt legte er anders als seine Vorgänger keinen Wert auf barocken Prunk, sondern agierte schlicht und sparsam. Als Musikliebhaber finanzierte er Ludwig van Beethoven dessen Studien bei Mozart und Haydn in Wien. Schließlich musste Maximilian als letzter Kurfürst von Köln vor den Heeren der Französischen Revolution nach Wien fliehen, wo er 1801 in Hetzendorf starb.

Erzherzog Rudolf war Kaiser Leopolds II. jüngster Sohn. Auch er war für das Militär vorgesehen, hatte aber gesundheitliche Probleme – er litt unter Epilepsie und Rheumatismus. Schon als Kind interessierte er sich besonders für Musik: Er spielte Klavier und lernte dadurch beim Spielen im Salon von Fürst Lobkowitz Ludwig van Beethoven kennen. Dieser wurde 1803 sein Lehrer für Klavier und Komposition. 1808 hatte Beethoven ein Angebot, an den Hof in Westfalen zu gehen. Rudolf setzte sich jedoch für sein Bleiben ein und bot ihm eine Ehrenpension von 4.000 Gulden. Die Freundschaft der beiden führte dazu, dass Beethoven dem Erzherzog mehrere Kompositionen widmete, unter anderem seine "Missa solemnis" zur Inthronisation Rudolfs als Erzbischof von Olmütz: Rudolf war dort schon mit 17 Jahren Koadjutor geworden. 1819 wurde er Erzbischof von Olmütz und 1820 Kardinal. Er übte sein Amt eher als Volksbischof denn als Kirchenfürst aus und kam deswegen in Konflikte mit der Staatskirche. So förderte er etwa mährische Priesterstudenten vom Land und wollte deutschsprachige Kandidaten nur im Verhältnis zur Zahl der deutschen Pfarren aufnehmen oder wenn sie bereit waren, die tschechische Sprache zu lernen.

Stephan Gruber