Ferdinand II.: Die Allmachtsphantasien eines Kaisers

Egidius Sadeler: Kaiser Ferdinand II. triumphiert über seine Feinde, Kupferstich, 1629

Ferdinands Ziel war die Errichtung einer habsburgischen Universalmonarchie auf Grundlage des Heiligen Römischen Reiches. Der Kaiser wollte der absolute Herrscher über das Reich werden. Der erste Schritt dazu sollte die Wiederherstellung der konfessionellen Einheit unter katholischen Vorzeichen sein.

Egidius Sadeler: Kaiser Ferdinand II. triumphiert über seine Feinde, Kupferstich, 1629

Ferdinand gelang es bereits 1619, trotz der ungeklärten Verhältnisse in den habsburgischen Erblanden seine Wahl zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches durchzusetzen. Die 1620 erfolgte Niederschlagung des böhmischen Ständeaufstandes und die Wiederherstellung seiner Herrschaft in den habsburgischen Landen verschafften ihm zusätzlich Autorität. Der Kaiser wollte nun auch das Heilige Römische Reich nach den Grundsätzen des monarchischen Absolutismus umgestalten und die konfessionelle Gleichschaltung durchsetzen.

Nachdem die Königsherrschaft Friedrichs von der Pfalz in Böhmen durch die Schlacht am Weißen Berg beendet und er, als Winterkönig verspottet, aus Prag vertrieben worden war, ließ Ferdinand den Kurfürsten ächten. Als der Kaiser dem Pfälzer auch noch 1623 die Kurwürde nahm und diese seinem Verbündeten Herzog Maximilian von Bayern übertrug, wurde dies von den übrigen Kurfürsten des Reiches als Bruch mit den Traditionen des Reiches gesehen. Verstärkt wurde das Misstrauen der nichtkatholischen Reichstände durch die nun offen betriebene Gegenreformation, die den 1555 im Augsburger Religionsfrieden geschlossenen Kompromiss zwischen den Konfessionen in Frage stellte.

Aus Angst vor einer Übermacht des Kaisers im Reich erklärte Dänemark in Absprache mit den protestantischen Reichsfürsten Ferdinand den Krieg. Die kaiserliche Armee agierte jedoch dank des strategischen und organisatorischen Geschicks des Oberbefehlshabers Albrecht von Wallenstein äußerst erfolgreich und eilte von Sieg zu Sieg. Wallenstein führte eine neue Art der Kriegsführung ein, wonach der Krieg den Krieg ernähren sollte. Das von den Truppen besetzte Land musste für die Versorgung der Soldaten aufkommen, was die Kriegskosten des Kaisers verringerte. Als negative Folgeerscheinung kam es jedoch zu weitreichenden Verheerungen und Plünderungen, die zuweilen in Exzesse mündeten: die Zerstörung der Stadt Magdeburg durch kaiserliche Truppen etwa wurde zu einem Sinnbild für die Zerstörungskraft der Kriegsfurie im Dreißigjährigen Krieg.

In der ersten Phase des Dreißigjährigen Krieges schienen der Kaiser und seine Verbündeten unschlagbar. Aus der Position der Überlegenheit begann der Wiener Hof jedoch den Bogen zu überspannen. Die Maximalforderung des Kaisers wurde 1629 im sogenannten Restitutionsedikt formuliert: Ferdinand forderte die Rückgabe aller seit 1522 der katholischen Kirche entzogenen geistlichen Territorien und Besitztümer, die in der Zwischenzeit von protestantischen Fürsten säkularisiert und zu ihren Gunsten eingezogen worden waren. Diese offene Kampfansage brachte die evangelischen Reichsfürsten nun vollends gegen Ferdinand auf und einte die vorher zerstrittenen Lutheraner und Kalvinisten.

Martin Mutschlechner