Ein schweres Erbe? Die Hofmusikkapelle auf dem Weg in die Gegenwart

Maria Theresia setzte – wie in vielen anderen Bereichen – auch bei der Hofmusikkapelle den Rotstift an: Sparen war angesagt, zudem wurde das Orchester privatisiert.

1 Kapellmeister, 1 Vicekapellmeister, 10 Sängerknaben (5 Soprane, 5 Alte), 4 Tenore, 4 Bässe, 2 Organisten, 12 Violinen, 2 Violoncelle, 2 Contrabässe, 2 Oboen, 2 Clarinetten, 2 Fagotte, 2 Waldhörner, 2 Posaunen, 1 Flöte, Trompeter u. Pauker (sind zur Dienstleistung zugewiesen).

Seit Mitte des 18. Jahrhunderts waren rund 50 Musiker konstant bei der Hofmusikkapelle angestellt.

Von 1740 bis 1745 war die Hofmusikkapelle nicht mehr die kaiserliche Kapelle – der Hofkapellmeister Georg Reutter hatte als Pächter für die Hofmusik zu sorgen und erhielt dafür eine jährliche Summe von 20.000 Gulden. Diese Auslagerung musste jedoch zurückgenommen werden, ab 1772 finden sich in den Zahlbüchern wieder die Ausgaben für die Hofmusikkapelle, die auf nur 20 Personen geschrumpft war. 1746 trennte Maria Theresia den sakralen Bereich der Hofmusikkapelle, der Reutter unterstand, vom säkularen, der für Opern, Serenaden und öffentliche Tafelmusiken zuständig war, und schuf damit eine Organisationsstruktur, die bereits in der Renaissance bestanden hatte. Ab dieser Zeit umfasste die Kapelle konstant circa 50 Musiker.

Die musikalischen Errungenschaften der Wiener Klassik entwickelten sich bereits abseits des Wiener Hofes, der seine Rolle als Impulsgeber zunehmend einbüßte. Ab 1788 war Antonio Salieri als Hofkapellmeister tätig, er prägte das Repertoire weit über seinen Tod hinaus. Franz II./I. wollte von der Hofmusikkapelle Kirchenmusik hören – Salieri führte Messen von Wolfgang Amadeus Mozart oder Michael Haydn auf. Er unterrichtete auch Franz Schubert als Hofsängerknabe, den er stark beeinflusste.

Am Ende der Monarchie sollte mit Anton Bruckner als Hoforganist die veraltete Hofmusikkapelle, die sich auf sakrale Musik beschränkte, ,neu aufgestellt‘ werden, doch gelang die gewünschte Modernisierung nicht. Adel sowie Bildungs- und Großbürgertum bestimmten das kulturelle Geschehen in der franzisko-josephinischen Epoche – der Kaiser selbst nahm daran kaum teil.

Die Hofmusikkapelle ist als Überbleibsel der Monarchie bis heute tätig und für die Gestaltung der Kirchenmusik an der Hofburgkapelle zuständig, Messen von Schubert, Haydn, Mozart und Bruckner werden hauptsächlich als Touristenattraktionen aufgeführt. Die Hofmusikkapelle setzt sich heute aus Mitgliedern der Wiener Philharmoniker und des Herrenchors der Wiener Staatsoper sowie aus den Wiener Sängerknaben (die seit langem ein Bestandteil der Hofkapelle waren) und aus der Choralschule der Hofmusikkapelle zusammen. Die Hofmusikkapelle untersteht seit der Ersten Republik dem Unterrichtsministerium.

Julia Teresa Friehs