Dienstgeber: Seine k. u. k. apostolische Majestät, der Kaiser

Theo Zasche: Der Kaiser spricht einen Gärtner an, Zeichnung, 1898

Josef Engelhart: Pensionstag im Hofzahlamte, Zeichnung, 1898

Die rechtlichen Voraussetzungen für eine Anstellung am Wiener Hof waren an sich nicht allzu schwer zu erfüllen: BewerberInnen mussten unter 35 Jahre alt, ledig und StaatsbürgerInnen Österreich-Ungarns sein.

Theo Zasche: Der Kaiser spricht einen Gärtner an, Zeichnung, 1898

Josef Engelhart: Pensionstag im Hofzahlamte, Zeichnung, 1898

Aber trotzdem war es nicht unbedingt leicht, Teil der riesigen Maschinerie des Wiener Hofes zu werden. Es herrschte große Nachfrage nach frei werdenden Posten. Beziehungen waren daher durchaus von Vorteil, Kinder von Hofbediensteten wurden bevorzugt. Auch war der Einstieg nicht gerade viel versprechend: Man fing ganz unten an, zunächst musste man sich jahrelang als PraktikantIn bewähren. Bei Zusage der ersehnten Fixanstellung musste die Treue zum Kaiserhaus durch Eidablegung bezeugt werden. Ein langer Atem war das wichtigste Werkzeug für die Karriereplanung. Man diente sich langsam hoch, Posten mussten erst frei werden. Die Rekrutierung erfolgte ausschließlich aus eigenen Personalreserven, es gab keine Quereinsteiger.

Bei allen Nachteilen lockte jedoch eine krisensichere Anstellung, denn Entlassungen gab es nicht, Hofdienst bedeutete lebenslange Versorgung für sich und seine Angehörigen. Zwar musste man zu Beginn der Laufbahn ledig sein, erst ab einer bestimmten Dienstzeit bzw. ab einem gewissen Rang erlangte man die Heiratserlaubnis, denn der Hof gewährte Unterstützung für kinderreiche Familien, unterhielt sogar eine eigene "Kinderbewahranstalt" (also Betriebskindergarten) und übernahm auch die Versorgung von Witwen und Waisen nach Hofbediensteten.

Die Löhne waren unterdurchschnittlich, wurden aber durch beachtliche Sozialeistungen mehr als aufgewogen. Der Hof bot kostenlose medizinische Betreuung und gesicherte Altersversorgung in einer Zeit, als es ein staatliches Sozialsystem noch nicht gab. Urlaub im modernen Sinn kannte man noch nicht, aus familiären oder gesundheitlichen Gründen wurde jedoch Beurlaubung gewährt. Einer der größten Vorteile angesichts notorischer Wohnungsnot und horrender Mietpreise im "guten alten Wien" war die kostenlose Unterkunft in einer Dienstwohnung.

Kein Wunder also, dass die Hofbediensteten dank dieses sozialen Netzwerkes eine eingeschworene Gemeinschaft bildeten und unter sich blieben. Unter demselben Dach wie die habsburgische Dynastie lebten richtige Dienstbotengeschlechter, die seit Generationen in kaiserlichen Diensten standen. Tradition wurde am Wiener Hof eben groß geschrieben…

Martin Mutschlechner