Josef Abel: Der junge Schubert, Gemälde, Anfang des 19. Jahrhunderts, Öl auf Leinwand

Joseph Karl Stieler: Ludwig van Beethoven, 1820

Schubertabend in einem Wiener Bürgerhaus, Heliogravure nach einem Gemälde von Julius Schmid, 2. Hälfte 19. Jahrhundert

Die neuen Kunstsinnigen: Das Wiener Bürgertum

Josef Abel: Der junge Schubert, Gemälde, Anfang des 19. Jahrhunderts, Öl auf Leinwand

Joseph Karl Stieler: Ludwig van Beethoven, 1820

Schubertabend in einem Wiener Bürgerhaus, Heliogravure nach einem Gemälde von Julius Schmid, 2. Hälfte 19. Jahrhundert

Im 19. Jahrhundert verlor das Herrscherhaus die Vorrangstellung als Kunstmäzen: Der Adel und insbesondere das Bürgertum übernahmen verstärkt die Rolle der Musikförderer.

Die Tonkunst wirkt hier täglich das Wunder, das man sonst nur der Liebe zuschrieb: Sie macht alle Stände gleich. Adeliche und Bürgerliche, Fürsten und ihre Vasallen, Vorgesetzte und ihre Untergebenen sitzen an einem Pulte beysammen, und vergessen über der Harmonie der Töne die Disharmonie ihres Standes.

Ignaz von Mosel schrieb in einer "Übersicht des gegenwärtigen Zustandes der Tonkunst in Wien" in den "Vaterländischen Blättern für den österreichischen Kaiserstaat" von 1808 über die scheinbar nivellierende Wirkung der Musik in Wien.

Josef Abel: Der junge Schubert, Gemälde, Anfang des 19. Jahrhunderts, Öl auf Leinwand

Joseph Karl Stieler: Ludwig van Beethoven, 1820

Schubertabend in einem Wiener Bürgerhaus, Heliogravure nach einem Gemälde von Julius Schmid, 2. Hälfte 19. Jahrhundert

Im Wien komponierten zur Zeit des Biedermeier bis heute berühmte Musiker wie Franz Schubert und Ludwig van Beethoven, der sich 1792 ständig in Wien ansiedelte. Anders als Beethoven, der sich im Umfeld adeliger Mäzene bewegte, verkörperte Schubert mit seinen Liedern, einem bürgerlichen Freundeskreis, Landpartien und geselligen musikalischen Abenden, den sogenannten Schubertiaden, ein bürgerliches biedermeierliches Idyll.

Im Dienst des Kaiserhauses waren in dieser Zeit keine Komponisten allerersten Ranges beschäftigt. Franz Schubert war zwar in seiner Jugend Hofsängerknabe, die ersehnte Stelle eines Vize-Hofkapellmeisters bekam er jedoch nicht. Auch Ludwig van Beethoven wurde nicht zum „Hofcompositeur“ ernannt.

Insbesondere in der Zeit zwischen dem Wiener Kongress und dem Revolutionsjahr 1848 erfreute sich die Hausmusik großer Beliebtheit. In Bürger- und Adelshäusern, aber auch im Kaiserhaus musizierte man im Familienverband. Franz II./I. spielte bei privaten Streichquartettabenden das Violoncello. Das Geschäft mit der Musik blühte: Musikzeitschriften wurden verlegt, Musikverlage wie Anton Diabelli und Instrumentenfabriken, wie 1828 die Klavierfabrik Bösendorfer, gegründet, Musikalienhandlungen vertrieben Noten und Instrumente. Orchester und Vereine, etwa die Gesellschaft der Musikfreunde, widmeten sich der Pflege der Musik. Die Wiener Philharmoniker gehen auf Mitglieder des k. k. Hofopernorchesters zurück, die ab 1842 an spielfreien Tagen „Philharmonische Concerte“ boten und das erste professionelle Konzertorchester bildeten.

Wien war durch und durch musikbegeistert. 1828 löste der erste Wien-Auftritt des „Teufelsgeigers“ Niccolò Paganini (1782–1840) im Redoutensaal eine „Paganini-Manie“ aus. Das Publikum war so begeistert, dass der Geiger den Aufenthalt verlängerte und insgesamt 14 Konzerte gab. Er erhielt den Titel eines kaiserlichen Kammervirtuosen und löste einen regelrechten Kult aus – man trug Paganini-Hüte und Paganini-Handschuhe.

Julia Teresa Friehs