Die letzten Tage der Menschheit

Kriegsspiel, um 1914

Tote im Schützengraben, vermutlich Umgebung von Podhajce (Galizien), 1915

Sturmangriff in Ostgalizien, Fotografie

Sturmangriff am Isonzo, Fotografie

Die internen Konflikte der Habsburgermonarchie und die europäische Bündnispolitik führten zum Ersten Weltkrieg.

Kriegsspiel, um 1914

Tote im Schützengraben, vermutlich Umgebung von Podhajce (Galizien), 1915

Sturmangriff in Ostgalizien, Fotografie

Sturmangriff am Isonzo, Fotografie

Auslöser des Ersten Weltkrieges war ein tödliches Attentat auf den österreichischen Thronfolger Franz Ferdinand im Juni 1914, auf das die österreichische Kriegserklärung an Serbien folgte. Die Ursachen lagen jedoch weit tiefer, nämlich in internen Nationalitätenkonflikten der Donaumonarchie sowie in gesamteuropäischen Bündniskonstellationen, die dazu führten, dass sich bei Ausbruch des Krieges zwei Blöcke feindlich gegenüberstanden. Die Kriegserklärung der Mittelmächte, also des Deutschen Reichs und Österreich-Ungarns, beruhte auf einer aus heutiger Sicht maßlosen Selbstüberschätzung der militärischen Kapazitäten. Die auf einen Präventivkrieg fixierte Ideologie bewirkte ein überstürztes Vorgehen mit militärischen Mitteln als Reaktion auf politische und gesellschaftliche Konflikte. Die Strategie des Präventivkrieges bezeichnet einen militärischen Angriff, der einem vermeintlichen gegnerischen Angriff zuvorkommen soll. Der österreichische Generalstabschef Conrad von Hötzendorf war einer ihrer heftigsten Verfechter. Der Glaube an einen schnellen Sieg und eine kampfeslustige Stimmung in der Bevölkerung zu Kriegsbeginn wichen jedoch rasch der grauenvollen Wirklichkeit des Kriegsalltages.

Zwei Tonaufnahmen dokumentieren diese Widersprüchlichkeit: Erzherzog Eugen lobte in seiner Gratulationsadresse von 1915 anlässlich des 85. Geburtstages des Kaisers noch die "tapferen Armeen" und hob die "treue Waffenbrüderschaft" der Mittelmächte hervor. Karl Kraus hat hingegen in seiner Tragödie "Die letzten Tage der Menschheit" anschaulich die Sinnlosigkeit dieser Begeisterung und die ernüchternden Schrecken des Krieges beschrieben. Der Gesang der Raben in Kraus' Stück führt das Ergebnis der Waffengewalt vor Augen: Die einzigen Kriegsgewinner sind die Raben, die das Schlachtfeld abernten.

Tausende Zivilisten wurden während des Krieges im Osten und Südosten Europas als angebliche Spione am Galgen hingerichtet. Gewalttätige Übergriffe gegen die Zivilbevölkerung waren systematisch geplant und offiziell angeordnet, sie waren Teil der Kriegsführung.

Stephan Gruber