Der Österreichische Erbfolgekrieg

Christoph Gustav Kilian: Maria Theresia, Halbfigur vor Draperie und in üppiger Barockkartusche, Mezzotinto, um 1750

Tobias Querfurt der Jüngere: Maria Theresia besichtigt 1745 das Lager der pragmatischen Armee bei Heidelberg, Gemälde

Die Habsburgermonarchie stand am Abgrund. Maria Theresias Anspruch auf ihr Erbe wurde von einigen Mächten Europas nicht anerkannt. 1740 fiel der preußische König Friedrich der Große in Schlesien ein – der Startschuss für den Österreichischen Erbfolgekrieg. Bis zum Frieden von Aachen 1748 befand sich das Land im Kriegszustand.

Christoph Gustav Kilian: Maria Theresia, Halbfigur vor Draperie und in üppiger Barockkartusche, Mezzotinto, um 1750

Tobias Querfurt der Jüngere: Maria Theresia besichtigt 1745 das Lager der pragmatischen Armee bei Heidelberg, Gemälde

Bald nach Tod des Vaters sah sich Maria Theresia konfrontiert mit Ansprüchen vonseiten deutscher Fürstenhäuser, die sich durch Eheschließungen mit Töchtern Kaiser Josephs I. – also Cousinen Maria Theresias – als gleichberechtigte Erben der habsburgischen Dynastie sahen.

Kurfürst Friedrich August von Sachsen trat als Gatte von Maria Josepha, der älteren Tochter Josephs I., als Vertreter der Ansprüche seiner Gemahlin auf. Kurfürst Karl Albrecht von Bayern wiederum stellte Forderungen im Namen seiner Gattin Maria Amalie, der jüngsten Tochter Josephs I. Ein antihabsburgisches Bündnis zwischen Bayern, Sachsen und Frankreich bildete sich mit dem Ziel der Aufteilung der Monarchie.

Der Startschuss für einen militärischen Angriff fiel im Dezember 1740 durch den Einmarsch preußischer Truppen in Schlesien. Der eben erst an die Macht gekommene junge König Friedrich II. von Preußen nützte die Gunst der Stunde und besetzte ohne Kriegserklärung überraschend die Provinz im Nordosten der Monarchie.

In der Folge marschierten auch andere Mächte in habsburgische Territorien ein. Der Österreichische Erbfolgekrieg war entbrannt. Im Juli 1741 besetzten alliierte französische und bayrische Truppen Oberösterreich und Böhmen. Der bayrische Kurfürst ließ sich daraufhin von den böhmischen Ständen als König von Böhmen huldigen. Eine regelrechte Krönung fand nicht statt, da die Insignien zuvor nach Wien gebracht worden waren.

Maria Theresia suchte nach Verbündeten, und es gelang ihr, Großbritannien, Russland und die Niederlande auf ihre Seite zu bringen. Der Kampf mit Preußen um Schlesien war zwar im Rückblick der entscheidende Konflikt, jedoch nur ein Teil des Erbfolgekrieges, der sich auf verschiedenen Schauplätzen abspielte. Es kam zunächst auf österreichischem Territorium zu Kampfhandlungen gegen die bayrischen Invasoren. Bald verschob sich das Geschehen nach Bayern und zuletzt an den Rhein, wo die habsburgischen Truppen mit ihren Verbündeten gegen Frankreich kämpften.

Die Position Maria Theresias wurde durch die im Juni 1741 erfolgte Krönung in Ungarn gestärkt. Es war dies ein wichtiger Moment mit großer symbolischer Wirkung: Maria Theresia war nun rechtmäßig gekrönte Monarchin und konnte sich der Loyalität der ungarischen Stände versichern.

Im Reich musste hingegen ein Rückschlag eingesteckt werden: Maria Theresias Gatte Franz Stephan konnte sich als Kandidat für die Wahl zum Kaiser nicht durchsetzen. 1741 nahmen die Kurfürsten den Wittelsbacher Karl VII. als Oberhaupt des Reiches an. Das „Haus Österreich“ verlor dadurch eine Würde, die es seit der Mitte des 15. Jahrhunderts ununterbrochen innegehabt und die das Fundament der besonderen Stellung Habsburgs in Europa gebildet hatte.

Das Blatt hatte sich jedoch inzwischen gewendet: während der Krönung Karls VII. in Frankfurt besetzten österreichische Truppen Bayern, und die bayrische Herrschaft in Böhmen begann zu wanken.

Im Juli 1742 konnte Frieden mit Preußen geschlossen werden, der Erste Schlesische Krieg war beendet. Für Maria Theresia bedeutete dies den Verzicht auf den Großteil Schlesiens samt der Grafschaft Glatz (ein Nebenland Böhmens). Nur schlesische Gebiete im Südosten des Landes (Teschen sowie Teile der Herzogtümer Troppau, Jägerndorf und Neisse) blieben unter österreichischer Herrschaft.

Im Mai 1743 wurde Maria Theresia in Prag zur Königin von Böhmen gekrönt. Es war dies das Symbol für die erfolgreiche Rückgewinnung der Herrschaft in Böhmen.

Doch der Friede währte nicht lange: Im August 1744 kam es zu einem neuerlichen Einmarsch Preußens in Böhmen (Zweiter Schlesischer Krieg). Der Grund dafür war die Reaktion auf die Erfolge Maria Theresia bei der Durchsetzung ihrer Ansprüche gegenüber Bayern und Sachsen. Der Angriff auf Böhmen sollte Österreich in einen Zweifrontenkrieg verwickeln und dadurch geschwächt zum Frieden zwingen.

Inzwischen war 1745 der Wittelsbacher Kaiser Karl VII. verstorben. Dessen Nachfolger schloss Frieden und erhielt dafür die Herrschaft über Bayern zurück. Außerdem verpflichtete sich Bayern zur Unterstützung der Wahl Franz Stephans zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, die mit dessen im September 1745 stattfindender Krönung in Frankfurt besiegelt wurde.

Im Dezember 1745 konnte durch den Frieden von Dresden der Zweite Schlesische Krieg beendet werden. Der Besitz Schlesiens wurde Preußen wiederum bestätigt, dafür erkannte Preußen Franz Stephan als Träger der Kaiserwürde an.

Die internationale Bestätigung Maria Theresias als Herrscherin der Monarchie erfolgt im Oktober 1748 im Frieden von Aachen, der das Ende der Konflikte um die österreichische Erbfolge brachte.

Das Resultat aus Sicht der Dynastie Habsburg-Lothringen war, dass Maria Theresia ihre Ansprüche zum Großteil (mit Ausnahme von Schlesien) verteidigen konnte. Der Aufstieg Preußens als Konkurrent in Mitteleuropa musste anerkannt werden. Das Heilige Römische Reich verlor stark an Bedeutung; der Kaisertitel ging zwar an den Gatten Maria Theresias, war jedoch für die Dynastie nicht mehr in demselben Maße identitätsstiftend wie in den Generationen davor. 

Martin Mutschlechner