Johann Peter Krafft: Einzug des Kaisers Franz II./I. in Wien am 16. Juni 1814 nach dem Pariser Frieden, 1828–1832

Noten und Text zur Volkshymne "Gott erhalte Franz den Kaiser“ von Joseph Haydn, farbiger Druck, 19. Jahrhundert

Der „gute Kaiser Franz“ und sein Mann fürs Grobe.

Johann Peter Krafft: Einzug des Kaisers Franz II./I. in Wien am 16. Juni 1814 nach dem Pariser Frieden, 1828–1832

Noten und Text zur Volkshymne "Gott erhalte Franz den Kaiser“ von Joseph Haydn, farbiger Druck, 19. Jahrhundert

Franz war als Kaiser sehr populär und verstand es, sich neben dem wegen seiner reaktionären Politik kritisierten Metternich als wohlmeinender Bürgerkaiser zu präsentieren, als Garant und Symbol des habsburgischen Kaisertums.

Johann Peter Krafft: Einzug des Kaisers Franz II./I. in Wien am 16. Juni 1814 nach dem Pariser Frieden, 1828–1832

Noten und Text zur Volkshymne "Gott erhalte Franz den Kaiser“ von Joseph Haydn, farbiger Druck, 19. Jahrhundert

Klemens Wenzel Lothar von Metternich (1773–1859) führte die Monarchie in den folgenden Jahren mit großer Vorsicht durch den Strudel der Ereignisse. Er war der „Kutscher Europas“ und das aktive Mastermind neben dem zaudernden Kaiser Franz.

Die Wende trat ein, als Napoleon, geschwächt durch das katastrophale Ende seines Russlandfeldzuges, in der Völkerschlacht von Leipzig besiegt werden konnte. Dank Metternich konnte sich Österreich als Initiator des Wiener Kongresses 1814/15, bei dem die Neuordnung Europas ausgehandelt wurde, wieder als Großmacht profilieren. Kaiser Franz fiel die Rolle des Gastgebers zu. Dies bedeutete einen enormen finanziellen Aufwand für einen Staat, der nach den jahrelangen Kriegen ausgeblutet war.

Der Glanz der Feste und die Selbstinszenierung der Fürsten wurden von der Rückkehr Napoleons von Elba nach Paris überschattet. Nach seiner neuerlichen Niederlage in der Schlacht von Waterloo am 18. Juni 1815 wurde der einstige Herrscher Europas ins Exil nach St. Helena verbannt.

Österreich ging territorial konsolidiert aus den Verhandlungen hervor. Die Verluste konnten wettgemacht werden und Österreich dadurch seinen Großmachtstatus wiedererlangen. Der Außenposten der Niederlande und das polnische Westgalizien gingen zwar für immer verloren. Dafür konnten nun Salzburg, Venetien und Dalmatien dauerhaft in die Monarchie eingegliedert und die Lombardei wieder gewonnen werden. Durch die Wiedereinsetzung der habsburgischen Nebenlinien als Herrscher in Modena und der Toskana wurde der Einfluss Österreichs in Italien zusätzlich verstärkt.

1815 wurde die „Heilige Allianz“ zwischen den führenden konservativ-reaktionären Monarchien Europas geschlossen. Es war dies ein Bündnis zwischen dem österreichischem Kaiser, dem Zaren von Russland und dem König von Preußen, dessen Ziel es war, revolutionäre Entwicklungen gemeinsam zu unterdrücken und das monarchische Prinzip zu stärken.

Die österreichische Innenpolitik dieser Epoche war von reaktionären Maßnahmen und der Beschränkung der bürgerlichen Freiheiten geprägt, die heute unter Schlagwörtern wie Metternich’scher Polizeistaat, Überwachungssystem und Zensurwesen bekannt sind.

Gleichzeitig kam es aber auch zu einer ökonomischen Konsolidierung. Österreich trat in die erste Phase der Industrialisierung ein. Der technische Fortschritt fand seinen Höhepunkt in der Gründung des Wiener „k. k. Polytechnischen Instituts“ 1815, der Vorgängerinstitution der heutigen Technischen Universität Wien.

Die Spätphase der Regentschaft von Kaiser Franz war eine eigenartige Mischung aus dumpfer Reaktion und kultureller Blüte. Trotz politischen Stillstands konnte das Bürgertum seine Rolle als führende soziale Schicht weiter ausbauen. Das „Österreichische Biedermeier“ gilt als Ausdruck dieses Zwiespalts: Gemütlichkeit und bürgerlicher Wohlstand standen im Schatten massiver Missstände, wie der sozialen Probleme angesichts der wachsenden Masse des Industrieproletariats und verarmter Kleinbauern. Auch die Idee des Nationalismus, geboren aus der Französischen Revolution, fiel im Vielvölkerstaat auf fruchtbaren Boden. Probleme, die die Entwicklung der Monarchie bis zu deren Ende 1918 bestimmen sollten, begannen sich abzuzeichnen, konnten aber vorerst durch die erdrückende Staatsmacht, personifiziert durch den seit 1821 zum allmächtigen Haus- Hof und Staatskanzler ernannten Fürst Metternich, im Zaum gehalten werden.

Als Kaiser Franz 1835 mit 67 Jahren nach 43 Regierungsjahren starb, hinterließ er seinem schwachen Sohn Ferdinand ein gefestigtes Erbe. Er war sich aber bewusst, dass die vermeintliche Ruhe trügerisch war – sein politisches Testament gipfelte in den folgenden Ratschlägen für seinen Sohn:

Verrücke nichts an den Grundlagen des Staatsgebäudes, regiere und verändere nichts; stelle Dich fest und unerschütterlich auf die Grundsätze, mittels derer steter Beachtung Ich die Monarchie nicht nur durch die Stürme harter Zeiten geführt … Ehre die wohlerworbenen Rechte; …Übertrage auf den Fürsten Metternich, Meinen treuesten Diener und Freund, das Vertrauen, welches Ich ihm während einer so langen Reihe von Jahren gewidmet habe. Fasse über öffentliche Angelegenheiten wie über Personen keine Entschlüsse, ohne ihn darüber gehört zu haben.“

Martin Mutschlechner