Das mexikanische Abenteuer

Édouard Manet: Die Erschießung Kaiser Maximilians von Mexiko, Öl auf Leinwand, 1868/69

Anfang der 1860er Jahre galt Ferdinand Maximilian als Kandidat für die Übernahme verschiedener Kronen, wie der Griechenlands oder Polens. Er entschied sich jedoch für Mexiko, dessen Krone ihm auf Initiative des französischen Kaisers Napoleon III. angeboten wurde.

Édouard Manet: Die Erschießung Kaiser Maximilians von Mexiko, Öl auf Leinwand, 1868/69

Der Habsburger war voller Ehrgeiz, bestärkt von seiner nicht minder ambitionierten Gattin Charlotte von Belgien. Immerhin lockte ein Kaisertitel, und er konnte als Souverän einen Thron besteigen. Schon während der Überfahrt nach Südamerika arbeitete der designierte Kaiser von Mexiko – ganz Habsburger – das zukünftige Hofzeremoniell aus.

So begann 1864 das mexikanische Abenteuer. Es war dies ein Himmelfahrtskommando, denn Kaiser Maximilian I. von Mexiko, wie er sich nun nannte, verfügte über keine reale Machbasis vor Ort. Das Land war vom Bürgerkrieg zerrissen, weite Teile des riesigen Territoriums standen unter der Kontrolle der Republikaner, die sich gegen eine Monarchie unter einem europäischen Herrscher stellten. Auch wurde das Kaisertum des Habsburgers gegen den ausdrücklichen Willen der USA ausgerufen, die zwar noch keine Weltmacht waren, aber doch ihre Interessen auf dem amerikanischen Kontinent entschieden verteidigten. So war der frisch gekürte Kaiser von der Gnade und der Militärpräsenz der Franzosen abhängig.

Als sich jedoch die Franzosen 1866 aus dem Land zurückzogen, begann das Unglück. Unter der Führung von Benito Juárez, des republikanischen Präsidenten des Landes, der von den Franzosen abgesetzt worden war, wurde dem kaiserlichen Abenteuer ein rasches Ende bereitet.

Der machtlose Kaiser stand auf verlorenem Posten. Als Symbol der verhassten Fremdbestimmung wurde er, nachdem er von den republikanischen Truppen abgesetzt worden war, 1867 zum Tod durch Erschießen verurteilt. Maximilian bat das Erschießungskommando, tiefer zu zielen, um sein Gesicht zu schonen, damit seine Mutter den Anblick seines Leichnams ertragen könne.

Bei der Überführung der Leiche kam es zu zahlreichen Problemen. Diese wurde nicht sofort nach Wien gebracht, sondern zunächst in Mexiko einbalsamiert. Die Prozedur ging schief und musste wiederholt werden. Als der Sarg nach sieben Monaten in Wien eintraf, war die Leiche derart entstellt, dass Sophie ausrief: „Das ist nicht mein Sohn!

All dies nährte das Gerücht, dass Maximilian geheim begnadigt worden sei. Präsident Juárez hätte ihm das Leben geschenkt, mit der Bedingung, Mexiko zu verlassen und sich unter falschem Namen eine zweite Existenz aufzubauen. Laut den Nachforschungen des südamerikanischen Historikers Rolando Deneke soll Maximilian als Justo Armas in El Salvador gelebt haben und dort 1936 im hohen Alter von 104 Jahren verstorben sein. Der Exkaiser soll angeblich dort als Berater und Protokollchef des Präsidenten Gregorio Arbizu fungiert haben. Als Beweise für seine wahre Identität wird die Tatsache genannt, dass Justo Armas zahlreiche Gegenstände aus dem Besitz Maximilians besessen und ihm äußerst ähnlich gesehen haben soll. Armas hätte stets ein großes Geheimnis um seine Herkunft gemacht. Auch ging er immer barfuß, was er mit einem Gelöbnis an die Jungfrau Maria begründete, die ihn aus großer Gefahr gerettet hätte. Wenn diese Story vielleicht auch nicht wahr ist, so ist sie doch ein Zeichen für das Nachleben Maximilians als tragisch gescheiterter Monarch.

Martin Mutschlechner