Jatsche / Piringer: Vue exterieure des Serres de Schönbrunn, Radierung, 19. Jahrhundert

F. Knipp: Der Thiergarten von seltenen Thieren in Schönbrunn, Radierung, 18. Jahrhundert

Historische Fotoansicht des Palmenhauses in Schönbrunn, 19. Jahrhundert

Das kaiserliche Forschungslabor Schönbrunn

Jatsche / Piringer: Vue exterieure des Serres de Schönbrunn, Radierung, 19. Jahrhundert

F. Knipp: Der Thiergarten von seltenen Thieren in Schönbrunn, Radierung, 18. Jahrhundert

Historische Fotoansicht des Palmenhauses in Schönbrunn, 19. Jahrhundert

Während beim Bau des Schlosses eindeutig Maria Theresia das Sagen hatte, konnte Franz Stephan bei der Gestaltung des Schönbrunner Schlossparks seine naturwissenschaftlichen Interessen ausleben. Franz Stephan tritt hier als aufgeklärter Monarch auf, als Förderer der modernen Wissenschaften in ihrem Kampf um die Erkenntnis der Geheimnisse der Natur.

Jatsche / Piringer: Vue exterieure des Serres de Schönbrunn, Radierung, 19. Jahrhundert

F. Knipp: Der Thiergarten von seltenen Thieren in Schönbrunn, Radierung, 18. Jahrhundert

Historische Fotoansicht des Palmenhauses in Schönbrunn, 19. Jahrhundert

Aus dieser Sicht erscheint der Park als Sinnbild für das Ideal einer durch menschliche Vernunft und Intellekt geordneten Natur im Zeitalter der Aufklärung. Ziel war es, das Chaos der Natur enzyklopädisch zu erforschen und zu systematisieren, wie es in der Entwicklung des Linné’schen Systems als bis heute gültiges Klassifizierungsschema zur wissenschaftlichen Pflanzenbestimmung zum Ausdruck kommt.

Beispielhaft wurde dieses Ideal im so genannten Holländergarten im Park von Schönbrunn umgesetzt, wo der aus den Niederlanden stammende kaiserliche Gartendirektor Adrian van Steckhoven Pflanzen nun nach den Regeln der Botanik anordnete. Es entstand kein Prunkgarten, in dem die botanischen Raritäten nach ästhetischen Gesichtspunkten präsentiert wurden, sondern eine Forschungsstätte mit streng wissenschaftlich angeordneten Beeten und Glashäusern.

Franz Stephan versammelte mit Gerard van Swieten an der Spitze eine Reihe von Künstlern und Wissenschaftlern aus dem westeuropäischen Raum um sich, wo die Aufklärung in voller Blüte stand. Außerdem verfügte er über die notwendigen Mittel und Verbindungen, Tiere, Pflanzen etc. aus der ganzen Welt nach Schönbrunn bringen zu lassen.

Ebenfalls der wissenschaftlichen Auseinandersetzung Franz Stephans mit der Natur verdanken wir die Schönbrunner Menagerie. Ab 1751 nach Plänen von Jean-Nicolas Jadot errichtet, wird die sternförmige Anlage von einem zentralem Pavillon beherrscht, der eine gleichmäßige Übersicht auf die einzelnen Gehege bietet. Dieser Kaiserpavillon besitzt ein auffällig hohes Sockelgeschoss, das Anlass zur Entstehung der Legende von einem kaiserlichen Geheimlabor gegeben hat.

Die Menagerie Franz Stephans besteht als Kern des Schönbrunner Zoos, der damit den ältesten noch betriebenen zoologischen Garten weltweit darstellt, bis heute. Der Holländergarten hingegen wurde unter Franz Joseph radikal umgestaltet. An seiner Stelle erhebt sich heute die beeindruckende Glas- und Eisenkonstruktion des Palmenhauses.

Martin Mutschlechner