Collane des Ordens vom Goldenen Vlies, Burgundisch – Niederländisch, 
15. Jahrhundert

Ornat eines Ritters des Ordens vom Goldenen Vlies,
1712 oder 1755

Johann Gottfried Auerbach (?): Kaiser Karl VI. im Ornat des Goldenen Vlieses, Ölgemälde, um 1730

Friedrich von Amerling: Kaiser Franz II./I. im Ornat des Goldenen Vlieses (Ausschnitt), Ölgemälde, 1832

Das Goldene Vlies

Collane des Ordens vom Goldenen Vlies, Burgundisch – Niederländisch, 
15. Jahrhundert

Ornat eines Ritters des Ordens vom Goldenen Vlies,
1712 oder 1755

Johann Gottfried Auerbach (?): Kaiser Karl VI. im Ornat des Goldenen Vlieses, Ölgemälde, um 1730

Friedrich von Amerling: Kaiser Franz II./I. im Ornat des Goldenen Vlieses (Ausschnitt), Ölgemälde, 1832

Der Orden vom Goldenen Vlies war die 'Marke' der Casa d’Austria, seine Ordenssymbolik Teil der Grundausstattung aller männlichen Habsburger auf offiziellen Darstellungen. Eine geheimnisvolle Aura umgibt die archaischen Rituale und Satzungen dieses bis heute existierenden habsburgischen Hausordens, die im Wesentlichen unverändert seit der Gründung vor mehr als 500 Jahren bestehen.

Collane des Ordens vom Goldenen Vlies, Burgundisch – Niederländisch, 
15. Jahrhundert

Ornat eines Ritters des Ordens vom Goldenen Vlies,
1712 oder 1755

Johann Gottfried Auerbach (?): Kaiser Karl VI. im Ornat des Goldenen Vlieses, Ölgemälde, um 1730

Friedrich von Amerling: Kaiser Franz II./I. im Ornat des Goldenen Vlieses (Ausschnitt), Ölgemälde, 1832

Die Grundvoraussetzungen für eine Aufnahme sind adelige Abstammung, katholisches Bekenntnis und männliches Geschlecht. Die Mitgliederzahl ist mit 50 beschränkt, über die Aufnahme entscheidet der Ordenschef, also das Oberhaupt der Familie Habsburg. Bis heute treffen sich die Ordensritter am Tag des Ordenspatrons, des Heiligen Andreas (30. November), zu ihren Kapitelsitzungen.

Seinen Ursprung hat der Orden am prächtigen Hof der Herzöge von Burgund, wo er 1430 in Brügge mit der Intention gestiftet wurde, die Idee des "Miles Christianus" zu stärken: Verbrämt mit einer vielschichtigen Verankerung sowohl in der christlichen Theologie wie in der antiken Mythologie sollte die Ehre des abendländischen Rittertums mit dem Schutz des christlichen Glaubens verbunden werden. Die adeligen Mitglieder waren durch ein persönliches Treueverhältnis an den Souverän gebunden, bildeten zugleich aber auch eine Art moralisches Gewissen des Monarchen.

Als Teil des burgundischen Erbes nach der Hochzeit Maximilians I. mit Maria von Burgund 1477 war der Orden nun den aufstrebenden Habsburgern ein willkommenes politisches Instrument, um den Zusammenhalt des inhomogenen Reiches zu stärken, indem man die adeligen Eliten der einzelnen Territorien in den Orden aufnahm. Das Goldene Vlies wurde unter Karl V. und Phillip II. zum Ausdruck kompromissloser Treue zur römisch-katholischen Kirche, zu einer Bastion habsburgischer Ideologie und zur Klammer zwischen den Zweigen des Hauses.

Nach dem Aussterben der spanischen Linie 1700 ging die spanische Krone den Habsburgern zwar verloren, jedoch die Herrschaft über die österreichischen Niederlande als Ursprungsland des Ordens bildete nun die Legitimationsgrundlage für die Weiterführung des Ordens unter österreichischen Vorzeichen. Die Symbolsprache des Ordens war vor allem für die barocken Habsburger enorm wichtig, da sie als ideologisches Fundament für den Anspruch auf kaiserliche Universalherrschaft und für die Stilisierung der Türkenkriege als Verteidigung des Christentums diente. Die Ordensmitgliedschaft galt unter den österreichischen Eliten als Gipfel einer Karriere, denn sie sicherte den uneingeschränkten Vorrang in der höfischen Hierarchie.

Nach dem Untergang des universellen monarchischen Prinzips im Gefolge der Aufklärung und der französischen Revolution verstärkte sich die reaktionäre und antimoderne Ausrichtung des Ordens: Das Goldene Vlies wurde zum Dekor der großen Vergangenheit einer alten Dynastie.

Martin Mutschlechner