Der junge Kaiser Franz Joseph in Uniform, Beilage zur Illustrierten Zeitung vom 12. November 1853, Xylografie

Franz Joseph als Dreijähriger im weißen Hemd mit Bärenfellmütze, Tornister, Gewehr und Spielzeugsoldaten vor dem Schreibtisch seines Großvaters Kaiser Franz II./I., Farbdruck, 1915

Alle Welt gegen den Kaiser?

Der junge Kaiser Franz Joseph in Uniform, Beilage zur Illustrierten Zeitung vom 12. November 1853, Xylografie

Franz Joseph als Dreijähriger im weißen Hemd mit Bärenfellmütze, Tornister, Gewehr und Spielzeugsoldaten vor dem Schreibtisch seines Großvaters Kaiser Franz II./I., Farbdruck, 1915

Kaiser Franz Joseph fühlt sich von "aller Welt" verfolgt. Also zieht er: nämlich seine Uniform an und in den Krieg. Wen wundert's, dass man sich so keine Freunde macht?

Der junge Kaiser Franz Joseph in Uniform, Beilage zur Illustrierten Zeitung vom 12. November 1853, Xylografie

Franz Joseph als Dreijähriger im weißen Hemd mit Bärenfellmütze, Tornister, Gewehr und Spielzeugsoldaten vor dem Schreibtisch seines Großvaters Kaiser Franz II./I., Farbdruck, 1915

Kaiser Franz Joseph in Uniform: Dieses Bild hat keinen Seltenheitswert. Es steht jedoch nicht nur für die Vorliebe des Kaisers für prachtvolle Uniformen, sondern auch für die Kriege während seiner Regentschaft. Schon als Kind hatte Franz Joseph mit Soldaten gespielt, die militärische Ausbildung war wichtiger Bestandteil seiner Erziehung. Aus dem kindlichen Spiel mit Zinnfiguren wurde jedoch der reale Einsatz von Soldaten, die im Namen des Kaisers in den Krieg ziehen mussten.

Außenpolitisch waren für Franz Josephs Regierung zunächst die "italienische" und die "deutsche Frage" bestimmend: Im Krieg gegen Piemont-Sardinien und Frankreich – negative Berühmtheit erlangte die Schlacht von Solferino – ging 1859 die Lombardei an Piemont-Sardinien verloren, Venetien blieb noch bei den Habsburgern. Das Prestige des Kaisers und seines Herrschaftssystems war durch diese und andere Niederlagen angeschlagen, zudem zwangen ihn die hohen Kriegskosten zu Zugeständnissen an die Liberalen.

Die deutsche Frage war 1815 und nach 1848 noch im Sinn einer großdeutschen Lösung entschieden worden, ab 1861 änderte sich jedoch auch hier die Richtung: Der neue preußische König Wilhelm I. und dessen Ministerpräsident Otto von Bismarck betrieben die kleindeutsche Lösung unter Ausschluss der Habsburger. Dieser Weg zum deutschen Kaiserreich war nach Österreichs Niederlage von Königgrätz 1866 frei. Als Folge dieser Niederlagen musste Franz Joseph weitere Zugeständnisse machen, die zum Ausgleich mit Ungarn und zum Durchbruch des Liberalismus führten. Der Kaiser sah sich als Opfer von "Infamie und raffiniertem Betrug", er schrieb resigniert an seine Mutter: "Wenn man alle Welt gegen sich und gar keinen Freund hat, so ist wenig Aussicht auf Erfolg, aber man muss sich so lange wehren, als es geht, seine Pflicht bis zuletzt tun und endlich mit Ehre zu Grunde gehen." Diese Aussage charakterisiert vortrefflich die Einsamkeit eines Herrschers mit absolutem Anspruch und das Motto der "Pflichterfüllung", unter dem Franz Joseph seine Aufgabe als Monarch verstand.

Als neoabsolutistischer Herrscher musste Franz Joseph also empfindliche politische Niederlagen einstecken. Seine formale Macht kollidierte sowohl mit den äußeren Mächten in Italien und Preußen als auch mit inneren Konflikten. Er konnte sich jedoch als Kaiser bis zu seinem natürlichen Tod halten – und führte die Donaumonarchie in den Ersten Weltkrieg.

Stephan Gruber